Grußwort zur „Erstmaligen Verleihung der Enoch zu Guttenberg-Medaille“ von Prof. Josef H. Reichholf

Verehrte Festversammlung!

Hochverehrter Herr Ministerpräsident und Bundesminister Horst Seehofer!

Das a. D. lasse ich bewusst weg, weil es zu sehr nach „Ade!“ klingt und dem Anliegen der Enoch zu Guttenberg-Medaille nicht gerecht werden würde.

Ehrt diese doch eine Einstellung, verbunden mit Leistungen von bleibendem Wert, die mit „außer Diensten“ überhaupt nicht beendet sind. Das drücken wir, der VEREIN FÜR LANDSCHAFTSPFLEGE, ARTENSCHUTZ UND BIODIVERSITÄT, mit dieser Auszeichnung aus. „Außer Diensten“ ist da völlig nachrangig! Die Wirkungen und Nachwirkungen sind es, die zählen!

In der gegenwärtigen Lage sind diese Signale; Halt-Signale!

Denn es droht wichtigen, unersetzlichen Erfolgen im Natur- und Artenschutz das „Aus“. War und blieb die Klimakrise noch etwas Zukünftiges, mit dem sich in der jeweiligen Gegenwart jonglieren ließ, wie geschehen in den Jahren und Legislaturperioden seit der Jahrtausendwende, verhält es sich jetzt anders, ganz anders, mit den vom Krieg in der Ukraine verursachten Folgen der akuten Energiekrise und der drohenden Verknappung der Grundnahrungsmittel.

Alles, was für die Nutzung erneuerbarer Energien hinderlich ist, oder was die rasche Realisierung von Baumaßnahmen behindern könnte, soll aus dem Wege geräumt werden; schnellstmöglich. Die Kernfrage, wie viel Energie wir tatsächlich brauchen, und worauf auch aus anderen guten Gründen verzichtet werden könnte, ja sollte, wird gar nicht mehr erörtert.

Manche Aktivitäten und Forderungen erwecken hingegen das Gefühl, dass im Hintergrund Kriegsgewinnler stehen. Enorme Profite sind auf jeden Fall zu erwarten, gerade auch für die Landwirtschaft. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat sie viel zu viel produziert und eine Wegwerfgesellschaft mit verursacht, bei der rund ein Drittel der Produkte im Müll landete. Subventionierte Massenproduktion in der EU verminderte in zahlreichen Ländern des so genannten Globalen Südens die Anstrengungen, die Eigenproduktion zu verbessern und zu vergrößern.

Hier und heute geht es jedoch nicht ums Lamentieren. Vielmehr darf gefeiert werden, verbunden mit dem Gedenken an Enoch zu Guttenberg, den persönlich kennen gelernt zu haben ich das Vergnügen hatte bei ‚Artists for Nature’. Mit seiner charismatischen Art und seiner unprätentiösen Persönlichkeit beeindruckte er mich so sehr, dass mein eigenes Engagement für den Wald, insbesondere für den Tropischen Regenwald, davon bekräftigt und gefördert wurde. Seine Musik war, wie sich über die Zeit nach den 1980er Jahren zeigte, viel echter als manch vollmundig vorgetragenen Versprechungen von Politikern und auch von Spitzenvertretern unserer Umweltverbände.

Deshalb freut es mich persönlich sehr, dass mit der an Enoch zu Guttenberg erinnernden Medaille unser früherer Ministerpräsident und Bundesinnenminister Horst Seehofer, den viele zu Recht als ein Bollwerk gegen politische Strömungen erachteten, die nicht einfach deshalb als „gut“ einzustufen waren, weil sie dem angeblichen, eher von bestimmten Gruppierungen „verordneten“ Zeitgeist entsprachen und oberflächlich sehr menschenfreundlich anmuteten. In der Politik geht es wie im Naturschutz vielmehr ums Ganze – es sollte darum gehen, und nicht allein um momentane Partikularinteressen. Das hat wenig mit „konservativ“ zu tun, wenngleich auch dem Naturschutz unterstellt wird, von Gegnern insbesondere, konservativ zu sein, weil er Wichtiges und Schönes zu bewahren trachtet. Oft muss er sich dabei gegen den Strom der Zeit stemmen, der sich allzu schnelllebig und viel zu kurzsichtig hinwegzusetzen versucht über das Bewährte. Doch erst aus Beachtung und Berücksichtigung des Ganzen erwachsen die zukunftsfähigen und dauerhaften Fortschritte, nicht aus den Schnellschüssen, die allzu oft sogar das unmittelbare Ziel verfehlen. Das lehrt uns die Gegenwart mit ihren Turbulenzen wieder einmal.

Daher mein persönlicher, ganz herzlicher Glückwunsch zur Verleihung der „Enoch zu Guttenberg-Medaille“. Sehr gerne hätte ich diesen mit persönlicher Anwesenheit ausgesprochen. Sehen Sie es mir bitte nach, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte.

Mit dem ersten Träger wird die Messlatte gleich sehr hoch gehängt. Vielleicht rufen dies die Habichtskäuzchen auf ihre Weise in die Nacht, die Käuze, um die sich der VLAB ganz besonders kümmert. Sie und die viele anderen Lebewesen wissen nicht, was unsere engagierten Naturschützerinnen und Naturschützer leisten. Sie alle tun dies aus tiefer Überzeugung, ohne dafür entlohnt zu werden. Deshalb ehren Sie, Herr Seehofer, mit der Annahme dieser Auszeichnung auch uns so sehr! Herzlichen Dank!

Josef H. Reichholf

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