Windkraft und Artenschutz: Ein Appell an Deutschlands Energiewende-Experten und Freizeit-Ökologen

Egal ob im Fußball, bei Corona oder der Energiewende, in Deutschland leben Millionen Experten, die sich an unterschiedlichsten Diskursen in den sozialen Medien oder in einschlägigen Foren beteiligen. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, wenn es nicht eine besorgniserregende Tendenz gäbe: das Phänomen der knochenharten Freizeitexperten, insbesondere bei dem emotional aufgeladenen Energiewendethema.

Während die einen in der Windenergie den Schlüssel zur Bekämpfung des globalen Klimawandels und zu einer nachhaltigen sauberen Energieversorgung sehen, warnen andere vor den großen Gefahren für die biologische Vielfalt, Böden und Wasserhaushalt. Insbesondere die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse sind sei Jahren Gegenstand heftiger Diskussionen.

Tatsächlich stellen die riesigen sich mit großer Geschwindigkeit drehenden Rotorblätter eine ernsthafte Gefahr für Vögel und Fledermäuse dar. Kollisionen mit Rotoren sind häufig und führen fast immer zu tödlichen Verletzungen. Falls überhaupt davon Notiz genommen wird, verschwinden die Tiere in den Statistiken der Vogelschutzwarten. Schwarzstörche, Rotmilane, Seeadler und Bussarde gehören zu den Arten, die regelmäßig Opfer von Windkraftanlagen werden, ebenso Fledermäuse, die bei ihren nächtlichen Flügen von den Windkraftrotoren wie Spielbälle durch die Luft gewirbelt werden oder deren Blutgefäße bei Vorbeiflug an Windrädern zerplatzen und elendig verenden. Ein Schicksal, das viele ereilt.

Es ist verständlich, dass sich Menschen Sorgen um den Klimawandel und die Energieversorgung  machen und sich daher aktiv in die Debatte einbringen wollen. Dabei ist es allerdings wichtig, sich auf Fakten zu stützen und nicht auf Halbwahrheiten, persönliche Meinungen oder gar auf die oft einseitigen Berichte der öffentlich-rechtlichen Medien und mancher Zeitungen. Statt Wunschdenken ist eine fundierte Ausbildung und praktische Erfahrung notwendig, um komplexe Fragestellungen im Arten- und Naturschutz angemessen zu verstehen und beantworten zu können.

Daher mein Appell an die Millionen Hobby-Ökologen und Energiewender in Deutschland: Bevor Ihr eure Meinung als unumstößliche Wahrheit verkauft, setzt Euch gründlich mit den Fakten auseinander und hört auf die Stimmen echter unabhängiger Experten. Diese gibt es, beispielsweise den renommierten Zoologen und Ornithologen Urs N. Glutz von Blotzheim oder den Ökologen Wolfgang Epple. Social Media und Foren sind zwar unterhaltsame Plattformen für den Austausch von Gedanken, sollten aber nicht als alleinige Informationsquelle dienen.

Es ist an der Zeit, dass wir uns alle ein wenig bescheidener zeigen und eingestehen: Wir sind nicht Experten auf jedem Gebiet. Es ist in Ordnung, keine Ahnung zu haben, aber es ist nicht okay, so zu tun, als ob man Ahnung hätte.

Die Zukunft hängt davon ab, dass wir uns auf fundierte Erkenntnisse stützen und konstruktive Lösungen finden. Sonst könnte es für unsere gefiederten Freunde und Fledermäuse wirklich bald eng werden – und das ist keine Halbwahrheit, sondern traurige Realität.

 

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