Die Grenzen der Kompromisse – von Hubert Weinzierl

Als in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein Schifffahrstkanal durch ein Kleinod deutscher Kulturlandschaften, durch das Altmühltal, gebaut werden sollte, gab es darüber einen erbitterten Streit zwischen Naturschützern und Fortschrittsgläubigen.

Am Ende stand ein fauler Kompromiss, der in einem Landschaftsplan für die neue Landschaft endete. Max Streibl, damals erster Umweltminister in Bayern, überredete mich, den Plan als gemeinsamen kleinsten Nenner mit zu unterschreiben.

Diese Unterschrift lastet zeitlebens auf mir und selbst die Nachgeborenen können sagen: „Die haben damals mitgemacht“.

Meine Erkenntnis daraus war: Es gibt aber keine Kompromisse zwischen Leben und Tod! Dies wurde zum Motto des Kampfes um die Atomfabrik in Wackersdorf, der härter wurde, den wir Naturschützer aber gewonnen haben.

Und jetzt die Windkraft. Ich bin ein leidenschaftlicher Vertreter der Energiewende, aber nicht um jeden Preis.

Es darf nicht sein, dass wir Herzstücke unserer Heimat preisgeben, die wir zuvor jahrzehntelang verteidigt haben.

Dafür gibt es nur technokratische Argumente, aber keine seelische Rechtfertigung: Denn auch ästhetische Werte und die Harmonie, aus der wir Kraft und Frieden schöpfen, haben einen eigenen Wert.

Liebe Naturschützer, bedenkt auch diese Verantwortung gegenüber den Menschen, bevor ihr „ja“ sagt.

Lasst doch wenigstens die Technokraten den Kompromiss machen, bleibt ehrlich vor der Geschichte.

 

Anmerkung der Redaktion zur Person des Umwelt- und Naturschützers Hubert Weinzierl

Hubert Weinzierl war Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) und einer der Gründer und langjähriger Vorsitzender des BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Weinzierl machte aus dem BN eine einflussreiche Kraft im Freistaat. Er war Mitinitiator des ersten deutschen Nationalparks, des Nationalparks Bayerischer Wald. Er setzt sich auch für einen sanften Donauausbau ohne gravierende Eingriffe in die Natur ein.

Von 2000 bis 2012 war Weinzierl Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Dachverband von bundesweit 96 Umwelt- und Naturschutzverbänden. Ab März 2005 war er Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Im Jahr 2014 wurde ihm vom Bundespräsidenten Joachim Gauck der Deutsche Umwelt-Ehrenpreis für seine lebenslange Naturschutzarbeit verliehen.

Im Herbst 2015 wird Hubert Weinzierl die Ehrenpräsidentschaft im VLAB-Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern übernehmen.

2 Gedanken zu „Die Grenzen der Kompromisse – von Hubert Weinzierl“

  1. Lieber Herr Weinzierl,

    danke für Ihre gute Stellungnahme und die ehrlichen Worte!

    Unklar ist jedoch, warum Sie immer noch für die “Energiewende” plädieren. In Wahrheit handelt es sich doch um eine reine “Stromwende”, und die Windkraft braucht keine “technokratischen Argumente”, denn sie bringt für den Klimaschutz leider nichts. Der CO2-Ausstoss war 2014 vergleichbar hoch wie 1990, trotz der annähernd 30.000 Windkraftanlagen (und Photovoltaikanlagen) in Deutschland!
    Grund hierfür sind die Kohlekraftwerke, die einspringen müssen, wenn Wind und Sonne fehlen. Diese können auch nicht abgeschaltet werden, denn in absehbarer Zeit, also keinesfalls bis 2025, wird es effiziente Speichermöglichkeiten geben, somit ist auch ein weiterer Zubau von Windrädern absoluter Nonsens.

    Was aber wirklich erschreckt, ist die Tatsache, dass auch in den führenden Köpfen immer noch nicht angekommen ist, dass die CO2-Theorie nur geniale Propaganda ist, auf deren Idee des menschengemachten Klimawandels die Politik eine preistreibende Energiepolitik aufbaut. Dabei sind die Treibhaus-Thesen längst widerlegt. Warum wird nicht endlich über die Ursachen des Klimawandels diskutiert? Günter Ederer hat in der “Welt” bereits vor vier Jahren detailliert über die CO2-Propaganda berichtete (unter “Welt” und “CO2-Theorie ist nur geniale Propaganda” findet man den Artikel im Internet, ABSOLUT LESENSWERT!) Wann werden die Erkenntnisse zur CO2-Theorie endlich zur Kenntnis genommen? Wir zerstören absolut sinnlos die Natur, um das Klima schützen zu wollen und können es gar nicht! Dafür haben wir europaweit die zweithöchsten Strompreise, allein 2014 mussten die Verbraucher für die Abregelung der Wind- und Sonnenanlagen sowie die “Negativpreise”, die durch Überschussstrom gezahlt werden musste , mehr als 190 Millionen Euro bezahlen! 2015 ist die Tendenz weiterhin steigend, von der Deckungslücke des EEG-Kontos ganz zu schweigen. Was muss denn noch passieren, damit der Mainstream (vor allem auch die Medien) endlich aufwacht?

    Also mir reicht´s jetzt schon.

    Herzlicher Gruß von einem Bürger, der die Naturzerstörung nicht mehr mit ansehen kann

  2. Mit Jugenndlichen komme ich immer wieder an den Brombachsee zum Segeln. Da erzähle ich auch etwas zur Wasserwirtschaft und zur Schifffahrt. War ja mal Kapitän. (Salzwsser)
    Auf einem Bergbauernhof (seit 1432 in der Familie) im Allgäu aufgewachsen, ist mir die Natur nicht fremd. Die grünen Funktionäre und “Naturfreunde” entfremden mich aber immer mehr.

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