Laubwald mit Buchen

Lasst doch endlich unseren Wald in Ruhe!

Weißt Du, was ein Wald ist? Ist ein Wald etwa nur Zehntausend Klafter Holz? Oder ist er eine grüne Menschenfreude? (Bert Brecht)

Ende September möchte die Bundesregierung ein lang diskutiertes Maßnahmenprogramm zum Erreichen ihrer ambitionierten Klimaziele vorlegen. Dieses soll im Anschluss in ein Klimaschutzgesetz gegossen werden.

Viele Interessensgruppen – egal ob Umweltverbände, rechte und linke Parteien oder Gruppierungen, Medien, Profiteure der Energiewende bis hin zu Fridays for Future – bringen sich mit ihren Forderungen seit Wochen in Stellung. Auch der Wald gerät zunehmend in den Fokus einer mehr oder weniger sachlichen Diskussion.

So greift aktuell der öffentlich rechtliche MDR einen zugegeben dümmlich-falschen Facebook Post der Gruppe “Spazierengehen ist eine feine Sache” als Steilvorlage auf. Nicht nur um ihn richtig zu stellen, sondern um im finalen Gegenschlag subtil für den Ausbau der Windkraft im Wald zu werben.

Zugegeben, die vom MDR blamierte Gruppe verdient sicherlich keine besondere Unterstützung seitens authentischer Naturschützer. Sie fiel bisher nicht durch eine fachlich fundierte Naturschutzarbeit, sondern eher durch ihre politisch einseitigen und fragwürdigen Facebook-Posts auf. In dem Beitrag der Gruppe wird fälschlicherweise behauptet, ein Hektar gerodeter Wald hätte mehr CO2 gespeichert, als durch den Betrieb von Windrädern auf gleicher Waldfläche eingespart worden wäre. Diese Bilanzierung ist natürlich falsch.

Wenn man sich an Diskussionen beteiligt, muss man mit richtigen Zahlen und Fakten argumentieren oder sich vorher bei Experten kundig machen. Noch viel besser wäre es, dieses sehr ernste Thema und den Wald grundsätzlich nicht für grün-linke oder rechte Ziele zu missbrauchen.

Und an den MDR gerichtet: Ein öffentlich rechtlicher Sender ist kein Lobbyverband. Er sollte sich keinesfalls einseitig pro Windkraft im Wald positionieren, sondern ausgewogen und objektiv informieren. Fairer- und korrekterweise hätte man auch auf die vielfältigen Funktionen und Leistungen unserer Wälder und auf ihren  gebotenen Schutz hinweisen müssen.

Beispielsweise, dass ein Hektar Nadelwald pro Jahr 30 Tonnen Sauerstoff freisetzt, jährlich rund 100.000 Kubikmeter neues, sauberes Grund- und Trinkwasser generiert, 50 Tonnen Staub und Ruß aus der Luft filtert und Hunderten von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, darunter viele gefährdete Insekten, als Lebensraum dient.  All das und vieles mehr leisten die baumfreien, verdichteten und überbauten Flächen im Wald, auf denen Windräder stehen, eben nicht.

Fazit:

Unser Wald ist tatsächlich eine “grüne Menschenfreude”. Sein Wert lässt sich nicht in Geld messen oder in Gold wiegen. Er ist viel zu bedeutend, um ihn als Industriegebiet für die Windstromerzeugung zu opfern.

4 Gedanken zu „Lasst doch endlich unseren Wald in Ruhe!“

  1. Echte Waldflächen sind freilich von WKA auszusparen. Was im Artikel oft als Wald bezeichnet wird, sind in Wahrheit meist aus wirtschaftlichen Monokulturen bestehende Forste. Wenn man hier seine Gedanken zu besten gibt, sollte man vielleicht nicht verschweigen, dass die Wald- und Forstflächen in Deutschland trotz insgesamt massiver Flächenversiegelung in der Tendenz leicht und permanent zunehmen! Auch müssen die Beeinträchtigungen in Natur und Landschaft durch den Bau von WKA grundsätzlich ausgeglichen werden – dies geschieht meist in Form von Aufforstungen bisher landwirtschaftlich genutzter Nutzflächen mit etwas schlechteren Bodenrichtwerten. Die permanente Beeinträchtigung durch WKA`s sind punktueller Natur und können und werden an anderer Stelle mehr als ausgeglichen. Windkraftanlagen werden nicht in echten Wäldern aufgestellt, sondern in vorher von Biologen über die Zeitdauer eines Jahres beobachtete Forstflächen. Und nicht mal das: Oft finden sie ihren Platz auf ungenutzten Grenzertragsböden oder einstigen Müllhalden. Ich denke, mehr Fliegen kann man mit einer Klappe nicht schlagen!!!

    1. Auch Nadelwälder sind natürlich “echte Waldflächen” im Sinne des Bundeswaldgesetzes und der Waldgesetze der Bundesländer. Insbesondere die Koniferenwälder der Mittelgebirge sind wertvoll. Viele gefährdete Tier-, Pflanzen-, Pilz und Flechtenarten leben in ihnen. Beispielsweise Fisch- und Seeadler, Schwarzstorch, Wespenbussard oder der Kleine und Große Abendsegler sowie Flechten der Gattungen Usnea, Bryoria und Evernia, um nur einige sehr wenige zu nennen.

      Die von Ihnen als wertlos bezeichneten „ungenutzten Grenzertragsböden“ sind für viele Artengruppen von außerordentlich großer Bedeutung, so bspw. für Insekten und Kryptogamen.

      Die von Ihnen genannten Biologen, welche über die Zeitdauer eines Jahres Forstflächen beobachten, werden von den Windkraftplanern ausgewählt und erhalten einen Werksvertrag. In nicht wenigen Fällen handelt es sich um “Scheinselbständige”, die auf derartige spezielle artenschutzrechtliche Prüfungen (saP) finanziell angewiesen sind. Entsprechend positiv, also pro Windkraft, fallen auch ihre Ergebnisse aus.

  2. “Lasst doch endlich unseren Wald in Ruhe!” sagt der Förster der unseren Nutzwald verwaltet an der Stelle an der es früher mal Urwald gab.
    Wir nutzen die Welt und schädigen Sie dabei zwangsläufig. Das ist alles eine Frage der Abwägung was einen wieviel wert ist. Es gibt keine Energie ohne “irgendwas” zu schädigen.
    z.B. werden in Deutschland wahrscheinlich jährlich millionen Tiere von geschützten Arten auf Straßen überfahren. Auch die Landwirtschaft ist zu einer Ausrottungsmaschinerie verkommen aber wir akzeptieren das weitgehend. Blos nichts verändern …

    1. Von Windkraftbefürwortern hört man oft die Rechtfertigung, dass „jährlich Millionen Tiere von geschützten Arten auf Straßen überfahren werden”. Das stimmt, ist aber kein überzeugendes Argument für den jährlichen Tod hunderttausender Vögel und Fledermäusen an Windrädern.

      Der bekannte Schweizer Zoologe Prof. Urs Glutz von Blotzheim – er ist einer der bedeutendsten Ornithologen Europas – begründet sein Engagement gegen die Windkraft mit folgenden Worten:
      „Ich kann nicht tatenlos zusehen, wie dem Biodiversitätsschwund, trotz Lippenbekenntnissen der Politik, neben den bekannten Todesursachen von Vögeln noch neue hinzugefügt werden.“

Schreibe einen Kommentar zu Johannes Bradtka Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert