Auf energiepolitischer Geisterfahrt

„German Energiewende“ – Erfolgsmodell oder Illusion?

Die Vorstellung, allein mit Wind- und Solarenergie als Hauptlastträger eine sichere und bezahlbare Stromversorgung etablieren zu können, erweist sich bei nüchterner Betrachtung als Illusion. Regelbare grundlastfähige Kohle-, Kern- und Gaskraftwerke sind hinsichtlich ihrer Leistungseffizienz nicht gleichwertig durch wetterabhängige Energiequellen zu erset­zen, ohne die Sicherheit der Energieversorgung zu gefährden, es sei denn, es soll tatsäch­lich die „angebotsorientierte“ Stromversorgung [1] angestrebt werden. An dieser Tatsache wird sich so lange nichts ändern, bis Speicher oder regelbare Energie aus regenerativ erzeugten Brennstoffen in dem Umfang verfügbar sind, der notwendig wäre, um wetterbedingte Leistungsdefizite zu kompensieren. Strom aus Wasserkraft und Biomasse können – auch in Zukunft [2] – nur einen geringen Teil der Netzlast (=Stromverbrauch) abdecken.

Man muss kein Experte sein, um diese Erkenntnis mit Zahlen zu belegen. Die dazu benötig­ten Daten sind bei der Bundesnetzagentur [3] öffentlich zugänglich und die Ausbaupläne der Bundesregierung bekannt. In Modellrechnungen lassen sich damit künftig wetterbedingt zu erwartende Stromversorgungsengpässe belastbar und nachvollziehbar ermitteln.

Abbildung 1: Stromverbrauch und -erzeugung aus regenerativen Energien, Quelle Agora Energiewende

Abbildung 1 zeigt als rote Linie den Stromverbrauch und als Flächen dargestellt dessen Erzeugung aus Wasserkraft, Biomasse, Photovoltaik und Wind in einer meist im Winter auftretenden Wetterphase mit jahreszeitlich bedingt geringer Sonneneinstrahlung und wenig Wind, die der sogenannten Dunkelflaute sehr nahekommt. Der weiße Bereich zwischen regenerativ erzeugtem und verbrauchtem Strom wurde im dargestellten Zeitraum vom 30. November bis 2. Dezember 2022 durch regelbare konventionelle Kraftwerke ergänzt. Diese mit fossilen Brennstoffen oder atomar betriebenen Kraftwerke sollen nach einem definierten Zeitplan stillgelegt werden. Die fehlende Leistung muss dann, soweit das nicht durch den Zubau regenerativer Energiequellen möglich ist, über wie auch immer geartete Speicherl­ösungen ausgeglichen werden.

Abbildung 2 veranschaulicht die Auswirkungen der für 2030 gesetzten Ausbauziele auf die regenerative Stromerzeugung bei einem um 20% erhöhten Verbrauch [4] in der Abbildung 1 zugrunde liegenden Wettersituation. Es zeigt sich, dass zwischen Netzlast (schwarz) und regenerativer Stromerzeugung (grün) weiterhin eine erhebliche Differenz (rot) besteht, die pro Tag in der Größenordnung einer Terawattstunde liegt. Die grundlastfähige Energie aus Wasserkraft und Biomasse kann die Residuallast [5]  (grau) dabei nur unwesentlich senken [6].

Abbildung 2

Immer wieder öffentlich geäußerte Behauptungen, Speicher zur Überbrückung solcher Leistungslücken seien in Hülle und Fülle vorhanden, beruhen auf naivem Wunschdenken oder Unkenntnis. Das „Netz“ fungiert eben nicht als Speicher und auch „virtuelle Speicher“ brauchen ein Speichermedium, wenn das beim Energieversorger in dieser Form verwaltete Stromguthaben von Einspeisern nicht durch die aktuelle Produktion gedeckt werden kann.

CO2-Senke Wald – Klimaretter oder Opfer der Klimaretter?

Für Windräder in der Nähe ihrer Wohnsiedlungen hält sich die Begeisterung der Bürger in Grenzen. Das mag ein Grund dafür sein, dass Windkraftanlagen inzwischen vor allem in Waldgebieten geplant werden, den letzten noch naturnah verbliebenen Landschaftsteilen Deutschlands. Oft sind das gleichzeitig auch die Gebiete mit hoher Windhöffigkeit. Dabei wird die ökologische Funktion des meist nur als Holzlieferant gesehenen Waldes völlig ignoriert. Der Wald ist wichtige CO2-Senke, Lebensraum geschützter Pflanzen und Tiere. Er reinigt die Luft und produziert Sauerstoff. Er speichert und reinigt große Mengen Wasser. Das durch Schadstoffeintrag am geringsten belastete Trinkwasser wird im Wald gewonnen. Naturnahe große Waldgebiete verhindern durch ihr dicht geschlossenes Kronendach zudem extreme Hitze und wirken im Sommer kühlend auf die umgebende Landschaft.

Wird diese Geschlossenheit gestört – durch gerodete Teilflächen und schwerlasttaugliche Erschließungswege – so hat das unabsehbare Folgen für das Ökosystem Wald. Die Verdich­tung des Bodens durch Fundamente und Wegebau führen zu irreversiblen Schäden an den weit verzweigten Mykorrhiza-Pilzen, die für die Wasseraufnahme der durch Trockenheit ohnehin schon gestressten Bäume lebenswichtig sind. Jede mit wassergefährdenden Stoffen betriebene Windkraftanlage im Wald ist mit dem Risiko des Schadstoffeintrags verbunden.

Klimarettung nur Alibi?

Begründet werden die rigorosen Eingriffe in Planungs- und Naturschutzrecht mit dem Klima­schutz. Ihm wird inzwischen höchste Priorität eingeräumt, er liegt im „überragenden öffentli­chen Interesse“. Aber sind die erklärten Ziele auf dem gewählten Weg überhaupt erreichbar?

Die angestrebte „Klimaneutralität“, die sich übrigens nicht nur auf den ca. 22%-igen Anteil der Stromversorgung, sondern den gesamten Primärenergiebedarf beziehen muss, erscheint allenfalls noch durch dirigistische Eingriffe in den Lebensbereich privater Haushalte und eine weitgehende Deindustrialisierung erreichbar – mit folgenschweren Auswirkungen nicht nur für Wirtschaftskraft und Arbeitsmarkt: Durch eine Verlagerung energieintensiver Produktion in Länder mit einer – auch künftig – überwiegend auf fossile Energieträger gestützten Ener­gieversorgung erhöht sich die global wirksame CO2-Emission in der Regel merklich [7]. Den im Inland dadurch vermiedenen CO2-Ausstoß als Erfolg zu verbuchen wäre daher voreilig.

Ist das 1,5°-Ziel erreichbar?

Der unbestritten stattfindende Klimawandel ist ein globales Problem, das folgerichtig auch nur global gelöst werden kann. Der Einfluss nationaler Maßnahmen auf die Entwicklung des Klimas ist angesichts des deutschen Anteils von weniger als 2% am weltweiten CO2-Ausstoß bestenfalls marginal. Solange sich von den 191 Unterzeichnerstaaten des Pariser Klima­schutzabkommens nur 61 zu verbindlichen quantitativen Emissionsbeschränkungen verpflichtet haben und die übrigen Länder, die zusam­men 2/3 der weltweiten CO2-Emissionen verursachen, sich nicht beteiligen, sind die Be­mühungen der „Grünen Staa­ten“, zu denen u.a. auch Russland zählt, zum Schei­tern verurteilt. Allein China mit einem Anteil von ca. 32% am globalen CO2-Ausstoß plant den Umfang seiner Kohlever­stromung bis 2030 sogar noch um 50% zu steigern [8].  Abbildung 3 [9] veranschaulicht die in einzelnen Ländern sehr unterschiedliche Entwicklung bei der Stromerzeugung aus Kohle sehr deutlich.

Abbildung 3: Entwicklung der Stromerzeugung aus Kohle

 

Nach einer 2019 veröffentlichten Studie [10] übersteigt die CO2-Menge, die allein vom derzeit weltweit mit fossilen Energieträgern betriebenen Anlagenbestand im Lauf seiner restlichen Nutzungsdauer noch emittiert wird, die von der Mehrheit der Klimaforscher ermittelte, maxi­mal zulässige Restemissionsmenge um etwa das Doppelte. Danach müsste die Hälfte dieser Anlagen sofort stillgelegt werden. Darüber hinaus dürften keine neuen CO2-emittierenden Anlagen mehr in Betrieb genommen werden. Das wäre nicht nur unrealistisch, sondern auch Entwicklungsländern gegenüber ethisch nicht zu rechtfertigen.

Die jüngsten Gesetzgebungsexzesse wurden sicher auch durch den drohenden Energieeng­pass nach Wegfall des russischen Erdgases befeuert. Die Erwartung, das als Übergangs­energieträger geplante Erdgas bis zum nächsten Winter durch Windenergie ersetzen zu kön­nen, erscheint jedoch naiv. Das ist allein schon wegen der aktuell nahezu ausgelasteten Stromnetze unmöglich. Deren Ausbau wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Backup-Kapazitäten – Voraussetzung für Versorgungssicherheit

Dass durch Wind- und Sonnenenergie – zumindest regional – fossile Brennstoffe eingespart werden können, ist plausibel, auch wenn dadurch weder ein Barrel Erdöl noch eine Tonne Steinkohle in der Erde bleiben. Sie werden stattdessen anderswo verbrannt [11]. Die Folgerung, dann auch die mit fossilen Brennstoffen betriebenen Kraftwerke ersetzen und damit stilllegen zu können, erweist sich jedoch als Trugschluss. In Dunkelflauten, zumal bei absoluter Wind­stille, bringen auch noch so viele Windräder und PV-Anlagen nichts. Dann muss der Strom aus anderen Quellen kommen, damit die Netzlast (50 bis 75 GW) – den physikalischen Re­geln folgend zeitgleich – gedeckt werden kann. Bisher haben grundlastfähige und regelbare Kern-, Kohle-, und Gaskraftwerke diese Funktion übernommen. Das ist der Grund, warum die Einspeisung volatiler Energiequellen bisher funktioniert. Wasserkraft (ca. 1 bis 2,5 GW)

Abbildung 4: Saldo aus Stromimporten und -exporten 2021 und 2022, Quelle: Agora Energiewende

und Biomasse (ca. 4 bis 5,5 GW) als einzige grundlastfähige regenerative Energiequellen reichen dafür längst nicht aus. Importe aus Nachbarländern im europäischen Stromverbund können ebenfalls nur einen kleinen Teil des Bedarfs decken. In den Jahren 2021 und 2022 wurden per Saldo 8 GW nicht überschritten [12].

Klimaneutrale Speicher – eine Frage von Zeit und sehr viel Geld

Die klimaneutrale Backup-Lösung mit der erforderlichen Kapazität, um wetterbedingte Produktionsausfälle bis hin in den einstelligen Terawattstunden-Bereich pro Tag ausgleichen zu können, gibt es nicht und wird es auch in absehbarer Zeit nicht geben. Der Speicherbe­darf erhöht sich dabei noch beträchtlich, wenn auch der Ausgleich saisonaler Leistungsunter­schiede einbezogen wird. Geht man davon aus, dass 11,5% der Netzlast durch Wasserkraft und Biomasse gedeckt werden können, so müssten die fehlenden 88,5% zur Erreichung einer rein regenerativen Stromerzeugung aus Wind und Sonne ergänzt werden. Damit wäre dann aber erst die durchschnittliche Deckung des Bedarfs erreicht. Berücksichtigt man die zeitlich auseinanderfallende Verteilung von Netzlast und Stromerzeugung entsprechend der realen Entwicklung im Jahr 2019, so entsteht im Jahresverlauf eine Diskrepanz, zu deren Ausgleich eine Speicherkapazität von 21 TWh erforderlich wäre [13]. In kWh ausgedrückt ist das eine Zahl mit 9 Nullen(!). Zum Vergleich: Die Gesamtkapazität der Pumpspeicher in Deutschland beträgt 0,038 TWh, also weniger als 2 Promille der erforderlichen Kapazität.

Wollte man diese mit Batterien realisieren, so wären dafür 105.000 Großbatterien der 2021 in Wunsiedel vorgestellten Bauart [14] mit jeweils 200 MWh und einem Flächenbedarf von insgesamt 525 km2 erforderlich. Das entspräche der Hälfte der Fläche des Landkreises Tirschenreuth. Bei einem Preis von aktuell ca. 470 €/kWh wären dafür Investitionskosten in Höhe von etwa 10 Billionen € zu veranschlagen [15]. Selbst wenn die Speicherpreise wie erwar­tet auf 360 €/kWh gesenkt werden können, wäre das noch eine schier unvorstellbare Sum­me, die, wenn nicht über den Strompreis, durch Schulden finanziert werden müsste. Eine mögliche Dezentralisierung des Speicherbedarfs durch den Einbau von Batterien in Wohnge­bäuden würde eher zu einer Entlastung im kurzfristigen Bereich führen und hinsichtlich der der Gesamtkosten für Speicher zwar die Verteilung, kaum aber deren Höhe entscheidend beeinflussen. Auf die begrenzte Lebensdauer von Batterien und die durch ihre Produktion nicht unwesentlich verursachte CO2-Emission [16] sei hier nur hingewiesen.

Bei der Lösung des Speicherproblems über elektrolytisch gewonnenen Wasserstoff wäre aufgrund des hohen Verlustes bei der Produktion durch den Übergang von elektrischer in chemische Energie und zurück der vierfache Energieeinsatz bezogen auf die produzierte Energiemenge erforderlich. Der notwendige Energieeinsatz entspräche damit dem aktuellen Stromverbrauch Deutschlands von 2 Monaten. Zudem wird für dieses Produktionsverfahren Wasser im Verhältnis 9:1 benötigt. Man bräuchte somit ca. 5,67 Mio. m3 Wasser, um die saisonale Leistungsdifferenz über das Jahr auszugleichen. Zum Vergleich: Der Liebenstein-Stausee [17] im Landkreis Tirschenreuth verfügt bei Dauerstau im Winter über einen Stauraum von 1 Mio. m3.

Im Übrigen wird Wasserstoff aktuell überwiegend aus fossilen Ausgangsstoffen hergestellt, u.a. auch aus Erdgas, das bei Nutzung zur Stromerzeugung ohnehin die kostengünstigere Alternative wäre. Elektrolytisch produzierter Wasserstoff kommt künftig wohl vorrangig bei der Transformation von Industrieprozessen zum Einsatz, bei denen es keine Alternative zu Erdgas gibt. Der großtechnische Einsatz zur Stromerzeugung ist daher in absehbarer Zeit eher unrealistisch.

Eine Form der Speicherung, die von grünen Vordenkern ernsthaft in Erwägung gezogen wird, ist der Rückgriff auf die Batterien von Elektrofahrzeugen. Man sollte sich dabei aber im Klaren darüber sein, dass dies sehr viel Idealismus bei deren Besitzern voraussetzt. Diese möchten (oder müssen) ihr Fahrzeug womöglich für andere Zwecke nutzen. Ihr Interesse, eine Fahrt mit geladenem Akku antreten zu können wird die Bereitschaft zur Überbrückung von Stromengpässen „im öffentlichen Interesse“ in Grenzen halten, zumal die Anzahl der Ladezyklen Einfluss auf die Lebensdauer der Batterie hat.

Aus rein technischer Sicht werden auch noch weitere Speichermethoden diskutiert, z.B. Gezeitenspeicher, thermische Speicher, gravitationsbasierte Festkörperspeicher und Druckluftspeicher. Sie alle spielen aus Kapazitätsgründen eine untergeordnete Rolle.

Es gibt also durchaus Ansätze zur Lösung des bestehenden Speichermangels. Die techni­sche Lösung der Speicherung ist dabei sicher nicht das Problem. Die Herausforderung liegt vielmehr in einer wirtschaftlich tragfähigen Umsetzung und der Überwindung von sich abzeichnenden Materialengpässen. Bei der Produktion von grünem Wasserstoff wird sich auch die geographisch ungünstige Lage Deutschlands im Vergleich zu Ländern mit höherer und zuverlässigerer Sonneneinstrahlung und konstanten Windverhältnissen nachteilig auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Es drohen damit neue Energieabhängigkeiten.

Blackout-Risiko durch verfrühte Stilllegung

Ein Kardinalfehler der deutschen Energiewende besteht grundsätzlich darin, dass konventio­nelle Kraftwerkkapazitäten stillgelegt werden, noch bevor eine funktionierende Ersatzlösung bereitsteht. Das ist umso bedenklicher als der Strombedarf künftig durch E-Mobilität, Wärme­pumpen und die Transformation der Industrie eher noch steigen wird. Der Ausstieg aus fossi­len Energiequellen ist daher unverantwortlich, solange diese – wenn auch nur im unwirt­schaftlichen „Stop-and-Go“-Betrieb – in zunehmendem Maße als Backup benötigt werden. Solange keine ausreichenden Speicherkapazitäten existieren, müssen sie sogar im Gleich­schritt mit volatilen Energiequellen mitwachsen, um bei Bedarf die gleichermaßen steigenden Residuallasten ausgleichen zu können. Jede Verknappung des Energieangebots wirkt sich im Übrigen unmittelbar auf den Strompreis aus, wie die aktuelle Situation zeigt.

Das Märchen vom billigen Wind- und Sonnenstrom

Die Doppelstrukturen, die wir uns heute mit der notwendigen Bereithaltung grundlastfähiger fossiler Kraftwerke leisten, sind ein wesentlicher Grund für den Strompreis, mit dem Deutsch­land weltweit an der Spitze liegt. Auch wenn die konventionellen Kraftwerke künftig durch Batterien oder regenerativ erzeugte Brennstoffe ersetzt werden sollten, wird das die Gesamt­kosten der Energieversorgung eher noch steigern. Regionen, die sich durch den Bau von Riesenspeichern als attraktive Industriestandorte wähnen, sollten den Standortfaktor Ener­giepreis nicht außer Acht lassen. Das ist auch hinsichtlich der immer wieder propagierten Vorbildfunktion Deutschlands für andere Länder zu bedenken. Schwellenländer werden sich eine Stromversorgung nach deutschem Muster aufgrund der dafür erforderlichen Speicher­lösungen nicht leisten können, es sei denn, sie verzichten auf Versorgungssicherheit.

Vorbild oder abschreckendes Beispiel?

Ob die „German Energiewende“ Nachahmer finden wird, bleibt daher abzuwarten. Die meisten entwickelten Länder verfolgen ein eigenes, an Versorgungssicherheit und Bezahl­barkeit orientiertes Energiekonzept, in dem Wind und Sonne zwar Teil des Energiemix sind, aber durch regelbare Energiequellen abgesichert werden. In Österreich und Norwegen ist das die Wasserkraft, in Frankreich und Tschechien die Kernenergie, in Island die Wasser­kraft und die Geothermie. Würden unsere unmittelbaren Nachbarländer Frankreich, Tsche­chien, Belgien und die Schweiz unserem Beispiel folgen, dann wäre bei Dunkelflauten auch aus diesen Ländern kein Stromimport zu erwarten. Auf den aber bleiben wir vorerst wohl oder übel angewiesen. Nicht umsonst gilt Deutschland in anderen Ländern als energiepoli­tischer Geisterfahrer.

Anschubförderung als Dauerlösung

Ein Geschäftsmodell, das zudem auf dauerhafte Subventionierung [18] angewiesen ist, wird schwerlich Nachahmer finden – schon gar nicht in der Dritten Welt, die sich diese Subventio­nen nicht leisten kann. Wären die EEG-Anlagen ohne Subventionierung kostendeckend zu betreiben, so müssten sich die Betreiber von EEG-Anlagen keine Gedanken über deren weiteren Betrieb nach Ablauf der 20-jährigen Förderperiode machen. Die oft üppigen Pacht­zinsen, Wartungs- und Versicherungskosten der Windräder müssen weiterhin bezahlt werden. Mit dem Verlust der Garantiepreise wird dann auch das sichere Geschäftsmodell zum unternehmerischen Risiko. Ohne Anschlussförderung für ein „Repowering“ droht Wind­kraftanlagen der Abbau. Als Mahnmal für die Nachwelt bleiben nur die Fundamente erhalten, weil für ihren Rückbau oft die Rücklagen nicht ausreichen. Für die Beseitigung haftet dann der Grundstückseigentümer.

Was bleibt, sind irreversible Schäden

Während der Erfolg der nicht zu Ende gedachten „German Energiewende“ in den Sternen steht, ist der dadurch verursachte Schaden heute bereits absehbar: Verschandelte Land­schaften, zerschnittene Wälder, verlorener Erholungswert ganzer Regionen, dauerhaft hohe Energiepreise, abnehmende Wettbewerbsfähigkeit, Abwanderung energieintensiver Industrie, Wohlstandsverlust, entwertete Immobilien, reduziertes Angebot an sicherer Stromenergie durch verfrühte Stilllegung von (Reserve-) Kraftwerken (Stromrationierung), Beeinträchtigung des Wasserhaushalts [19] und billigend in Kauf genommener Tod streng geschützter Tiere.

Der Preis ist zu hoch für eine Energiewende, die das erklärte globale Ziel ohne Beteiligung der weltweit größten CO2-Emittenten niemals erreichen kann und dabei zerstört, was zu schützen sie vorgibt. Klimaschutz kann nur im Einklang mit Natur- und Artenschutz gelingen.

Es ist an der Zeit, eine ideologiefreie Bestandsaufnahme auf der Grundlage nicht verhandel­barer naturwissenschaftlicher Gesetze vorzunehmen, in der die Belastbarkeit von Bevölke­rung und Natur nicht weiter ignoriert und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes nicht weiter überschätzt werden. Wenn die Planung einer zielorientierten Energiewende sich dabei auf die Empfehlungen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) stützt, müssen diese in ihrer Gesamtheit berücksichtigt werden und nicht nur in den Teilen, die in das Glaubensspektrum grüner Ideologie passen.

Quellen/Literatur:

[1] MdB Sylvia Kotting-Uhl (Bündnis 90/Die Grünen), Rede im Bundestag am 14.04.2021; Gemäß Plan der Bundesnetzagentur sollen Verteilnetzbetreiber im Vorfeld der Integration steuerbarer Verbraucher nach §14a EnWG ab 2024 die Möglichkeit bekommen, bei Wärmepumpen, Kälteanlagen, Ladeeinrichtungen und Batteriespeichern steuernd einzugreifen, um Stromausfälle wegen Überlastungen örtlicher Leitungen zu vermeiden.

[2] Bei Wasserkraft sind die Grenzen des Ausbaus in Deutschland erreicht, Biomasse wird durch das Angebot von Ackerflächen begrenzt, die konkurrierend für die Lebensmittelproduktion benötigt werden.

[3] https://www.smard.de/home – (Stromerzeugung je Energiequelle, Stromverbrauch, jeweils viertelstündlich, installierte Leistung)

[4] Die Schätzungen hinsichtlich der Steigerung des Stromverbrauchs aufgrund von E-Mobilität, Wärmepumpen und einer Substitution von Gas und Öl durch Strom in der Industrie liegen zum Teil höher.

[5] Die Residuallast ist der nach Abzug der fluktuierenden Erneuerbaren Energien verbleibende Stromverbrauch.

[6] In der Grafik wird das durch die Differenz zwischen der grauen und der roten Linie dargestellt.

[7] H.W. Sinn, Das grüne Paradoxon, Weltbuch Verlag GmbH, 2020, Seite 409

[8] Mit einem CO2-Ausstoß von 7,7 t pro Kopf sieht sich China als Entwicklungsland und ist daher erst ab 2030 zu einer Emissionsbeschränkung bereit. Verursachungsgerecht gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt China mit 0,5 t/1.000$ BIP allerdings bereits an der Weltspitze.

[9] https://ourworldindata.org/grapher/electricity-coal?tab=chart&country=USA~IND~ZAF~DEU~SWE~CHN

[10] Nature volume 572, pages 373–377

[11] Eine Ausnahme stellen inländische Braunkohle- und Erdgasvorkommen dar, deren Förderung durch nationale Rechtsvorschriften untersagt werden kann. Der Rest wird auf dem Weltmarkt gehandelt.

[12] Agora Energiewende: https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_import_export/01.01.2021/31.12.2022/today/

[13] H. W. Sinn, Weihnachtsvorlesung 2022, https://www.youtube.com/watch?v=78ntekFBE4o&t=6059s

[14] https://www.pv-magazine.de/2021/07/19/siemens-will-200-megawattstunden-batteriespeicher-in-wunsiedel-bauen/

[15] https://www.leag.de/de/gigawattfactory/bigbattery/, Die „Big Battery Lausitz“ mit einer Kapazität von 53 MWh wurde mit einem Investitionsvolumen von ca. 25 Millionen EUR realisiert.

[16] https://www.forbes.com/sites/rrapier/2020/02/16/estimating-the-carbon-footprint-of-utility-scale-battery-storage/

[17] https://www.lfu.bayern.de/wasser/staatliche_wasserspeicher/liebensteinspeicher/index.htm

[18] Die im Jahr 2000 zur Förderung der Finanzierung des Ausbaus von Solar-, Wind-, Biomasse- und Wasserkraftwerken eingeführte und ursprünglich vom Endkunden erhobene EEG-Umlage wird seit dem 1. Juli 2022 über das Sondervermögen „Energie- und Klimafonds“ (EKF) und damit vom Steuerzahler finanziert.

[19] Neben der Beeinträchtigung der Funktion, die der Wald bei der Sammlung und Speicherung von Trinkwasser erfüllt, ist auch eine Abnahme der Niederschlagsmenge auf der Leeseite von Windparks nicht auszuschließen. Diese Entwicklung wird u.a. in einer 2018 veröffentlichten Studie von Meteorologen der Harvard-Universität beschrieben. Quelle: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S254243511830446X

 

Ein Gedanke zu „Auf energiepolitischer Geisterfahrt“

  1. Die ganze Diskussion erübrigt sich im Grunde, wenn man folgendes weiß:
    1. Es gibt bis heute keinen einzigen Beweis für die Behauptung, daß die seit einigen Jahrzehnten zu beobachtenden klimatischen Abweichungen durch die zusätzlichen Abgase aus technischen Verbrennungsvorgängen hervorgerufen werden. Dennoch erhält man das Narrativ eines anthropogenen Klimawandels wider besseres Wissen aufrecht.
    Im Gegenteil ist Kohlendioxid ein äußerst nützliches Gas, ohne daß die gesamte pflanzliche Lebewelt und damit auch die tierische einschließlich des Menschen nicht lebensfähig wäre. Es ist der Kohlenstofftransporteur schlechthin und seine Verteilung und Menge wird überwiegend durch die Ozeane geregelt, in denen dies in großer Zahl Algen übernehmen. Dazu kommen die planetaren Waldbestände, Grassteppen und auch landwirtschaftliche Kulturen. Es gilt das Naturgesetz der Atmung, die der Wissenschaftler auch Oxidation und der allgemeins Sprachgebrauch Verbrennung nennt. Das chemische Wechselspiel zwischen Oxydation zwecks Energiegewinnung und Reduktion zwecks Sauerstoffabgabej ist in ständigem Wechsel von Tag und Nacht die treibende Kraft für die organische Welt.
    Die Entdeckung des Feuers in der Steinzeit war der Ausgangspunkt für alle weiteren wärmetechnischen Anwendungen der Zivilisation. Da das Feuer ein naturgesetzlicher Vorgang der Oxidation ist (s.o.), sind damit auch die daraus abgeleiteten technischen Anwendungen nichts Unnatürliches oder Künstliches.
    2. Es gibt auch weiterhin keinen einzigen meßtechnischen Nachweis dafür, daß die bereits seit vielen Jahren vorgenommenen Klimamaßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes irgendeinen Einfluß auf die Erdoberflächentemperatur gehabt hätten. Dennoch halten die Regierenden an der Verschandelung der Landschaft mit Windrädern fest und predigen das, was ihnen aus einem UNO-Institut (IPCC) vorgegeben wird. Sie wollen die Anzahl dieser Unsinnsmaschinen (jede erreicht im Durchschnitt nur 1% ihrer Nennleistung!) auch noch verstärken, wohlwissend, daß eine weitere Zunahme der unzuverlässigen Stromquellen auch zusätzliche Regelungsrisiken bewirkt, nämlich:
    Bei genügend Wind und Sonne wird der nicht verwertbare Überschuß noch höher als bisher und muß an die Nachbarländer verschenkt werden, und bei Dunkelflaute fehlt weiterhin ein riesiger Energiebetrag, der nur durch konventionelle Kraftwerke zur Verfügung gestellt werden kann.
    Leider befinden sich unter den Entscheidungsgremien der Politik keine Naturwissenschaftler, und wenn, sind diese durch das angesagte Narrativ “Klimaschutz” voreingenommen und äußern sich nicht.

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