Windkraft-Boom in Bayerns Staatswäldern – Zeitenwende und Zeichen für das Ende des Förster-Ethos

Kaum ein Windkraftprojekt könnte mehr aussagen über die Zeitenwende in Bayern als das geplante Windkraftindustriegebiet im Altöttinger und Burghauser Forst. Das bayerische Motto: Wenn schon Zerstörung oder Entwertung der Wälder, dann schon richtig.

Bayerische Meilensteine – Aiwanger und Söder am Windkraft-Ziel

40 Schwachwindanlagen neuester Größenordnung – die Bayerische Staatsregierung prahlt mit dem „größten Wald-Windpark in Süddeutschland“. Selbstdarstellung am 12.Juni 2023 auf der Homepage des Staatsministeriums: „(…) Ministerpräsident Dr. Markus Söder: “Mit der Windkraft in Bayern geht es schnell voran. Hier im Altöttinger und Burghauser Forst wird der größte Wald-Windpark Süddeutschland entstehen. Von 40 Windrädern wird grüner Strom für unser bayerisches Chemiedreieck kommen. Danke an die Bayerischen Staatsforsten, die dieses gewaltige Projekt und noch viele weitere in Bayerns Staatswäldern vorantreiben. Bis 2030 sollen in Bayern über 1.000 neue Windräder gebaut werden. Wald und Windkraft – das passt sehr gut zusammen. Nachhaltig, natürlich und zukunftsträchtig.”

Forstministerin Michaela Kaniber: “Das Projekt ist ein Meilenstein für den Ausbau der Windkraft in Bayern. Die Bayerischen Staatsforsten werden dabei in den nächsten Jahren eine Schlüsselrolle einnehmen. Als Forstministerin und Aufsichtsratsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten bin ich stolz darauf, dass wir im Staatswald so einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Bayern leisten können – im Schulterschluss mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort! Gleichzeitig können wir die Erlöse wieder in den Klimawald der Zukunft investieren. Das ist ein doppelter Gewinn für den Klimaschutz in Bayern.”(…)“

Ein halbes Jahr später steht in der Gemeinde Mehring ein Bürgerentscheid an. Nach Söder und der inzwischen abgelösten Forstministerin Kaniber ist nun Hubert Aiwanger augenscheinlich endlich am Ziel. Er hatte schon in der vergangenen Legislaturperiode in der Landesregierung permanent Druck für Windkraft – gerade im Wald – gemacht. Gibt man in die Suchmaschine ein: „Aiwanger für Windkraft im Wald“, werden zig Ergebnisse ausgespuckt, und es wird klar: Hubert Aiwanger ist spätestens seit 2021 im Verein mit den GRÜNEN und dem Bund Naturschutz der bayerische Windkraft-Chef-Einpeitscher. Eine Kostprobe aus jüngerer Zeit soll genügen; der Windkraft-unterstützende BR transportiert willfährig : „Nach Ansicht des bayerischen Energieministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sollen Windräder im Freistaat generell vorrangig im Wald entstehen. “Hier wirken sie weniger bedrängend”, sagt er, außerdem wären sie meist weit genug entfernt von Siedlungen. Für Waldbesitzer seien die hohen Pachteinnahmen sehr attraktiv. Allein im Staatswald erwartet Aiwanger auf mittlere Sicht mehrere hundert neue Windräder, in Privatwäldern sei noch viel mehr möglich.“

Die Adjutanz des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), insbesondere die  Unterstützung des Bund Naturschutz (BN) für Windkraft im Wald kann man im Bericht des offenkundig pro Windkraft berichtenden BR gleich mit erfahren. So führt das fachlich unhaltbare Narrativ des BN direkt nach Altötting: „Aus Sicht des Bund Naturschutz in Bayern (BN) sind Wald und Windkraft grundsätzlich vereinbar. Bei korrekter fachlicher Planung könne eine naturverträgliche Umsetzung von Waldwindparks je nach Standort möglich sein. Ein BN-Sprecher gibt zu bedenken, welchen Schaden der Klimawandel durch Trockenheit und Borkenkäfer bereits jetzt anrichtet: “Unser Wald stirbt großflächig ab, insbesondere die Fichtenbestände sind stark angegriffen. Das heißt, wir brauchen die Energiewende auch, damit der Wald gerettet werden kann.” Zwar sei es sicherlich besser, wenn Windräder im Offenland stehen. Jedoch gebe es Siedlungsstrukturen, bei denen man zwangsweise auf den Wald ausweichen muss, etwa im Landkreis Altötting (…)“.

Die BR-Mitarbeiter versäumen es nicht, im Beitrag gleich eine verharmlosende Falschinformation mitzuliefern: „Die Fläche, die für ein Windrad im Wald gerodet werden muss, ist geringer als vielfach angenommen. Einen Großteil des möglichen Flächenbedarfs machen die Wege hin zum Standort aus. Wenn bereits vorhandene Forststraßen genutzt werden, minimiert das den Schaden. Nach Angeben der Fachagentur Windenergie sind pro Windrad im bundesweiten Durchschnitt 0,46 Hektar nötig – etwa zwei Drittel eines Fußballfelds.“

Wiederholte Steilvorlagen von öffentlich-rechtlichen Sendern und ehemaligen Naturschutzverbänden sind Windkraftminister Aiwanger für das Verharmlosen des verheerenden Eingriffs in die oberbayerische Landschaft höchst willkommen. So dröhnt der nach der letzten Wahl für die Staatsforsten nun zuständige Minister:

Der Wald ist der ideale Standort für Windräder. Sie tun dem Wald nicht weh.”

Im Windkraft-Projektgebiet nahe Altötting ist an einem Aussichtspunkt am Vormittag des 17. Januar 2024 eine illustre Gesellschaft aus Profiteuren und Treibern versammelt. Gespickt mit fragwürdigen Propaganda-Aussagen will man Einfluss nehmen auf den Ausgang des am 28. Januar 2024 anstehenden Bürgerentscheids in der Gemeinde Mehring*. Beteiligt sind u.a. der Minister mit Landrat Erwin Schneider, Bürgermeister der Anrainergemeinden sowie Vertreter der Industrie, der Staatsforsten und der Projektfirma Qair.

Originalton Lokalteil der PNP:

„(…) im Rücken den Forst und im Blick das Panorama der Burghauser Industrie mit der lodernden, bollernden OMV-Fackel (…) Aiwanger zeigte sich überzeugt, dass der Windpark zum Vorteil des Staatsforstes sein werde, weil über die Pachtzahlungen der Waldumbau finanziert werde: „Die Eingriffe werden kompensiert“ und seien eine Bereicherung, weil durch die Windkraftinseln mehr Licht in den Forst komme, was die pflanzliche und tierische Diversität steigere. Der Minister, der politisch in der Regierung auch für den Forst Verantwortung trägt, zeigte sich überzeugt: „Der Wald ist der ideale Standort für Windräder. Sie tun dem Wald nicht weh.“ Die Windkraft sei flächenschonend und effizient – ein Windrad erzeuge so viel Energie wie eine PV-Anlage auf einer Fläche von 20 Hektar. Und kein Investor baue, wenn der Ertrag nicht gesichert sei, machte der Minister deutlich. Es werde sich lohnen. (…)“ Es ist nicht das erste oder einzige Mal, dass Aiwanger seinen Windkraft-Feldzug mit fachlich fragwürdigen Phrasen garniert.

Im PNP-Artikel erfährt man vom Landrat Erwin Schneider, dass der Landkries Altötting schon jetzt ein „Mekka der Erneuerbaren“ sei, dass es „im Zuge der Umstellung der Wirtschaftsweise hin zur Wasserstoffbasis und vor dem Hintergrund des Klimawandels jetzt geboten sei, umzusteuern. Wörtlich: „Wenn wir es nicht hinkriegen, versündigen wir uns vor den nächsten Generationen.“ Die Windenergie rechne sich jetzt im Landkreis wegen der ausgereifteren und höheren Anlagen und des gestiegenen Ertrags und vervollständige das Portfolio der Erneuerbaren. Der Landkreis sei jetzt schon ein „Mekka“ der Wasserkraft und des Solarstroms, ergänzt durch die Biogasanlagen…

Nachsprechen von Propaganda

Nicht nur der Landrat tut sich hervor im Nachsprechen der Weltretten-Parolen der Erneuerbaren-Industrie. Speziell mit dem Dammbruch einer Auslieferung der Staatswälder nun auch in Bayern wird seit Monaten durch MP Dr. Markus Söder geprotzt: Söder spricht in seinem eigenen Twitter-Post anlässlich der Einweihung eines Windindustriegebietes in Fuchsstadt/Unterfranken salbungsvoll von „Schöpfung“ und „Zukunft unserer Kinder“, und offenbart gleichzeitig das 1:1-Nachsprechen der Propaganda der Windkraftindustrie (die prahlt für das Windindustriegebiet Fuchsstadt mit der Versorgung von ca. 9000 Haushalten mit Erneuerbarer Energie); hier der Wortlaut:

„Beim Wind geht was voran in Bayern: Wir sind bei den Erneuerbaren Energien deutscher Spitzenreiter beim Ausbau und der installierten Leistung. In Fuchsstadt in Unterfranken kommen heute drei neue Windkraftanlagen hinzu. Sie liefern Strom für 8500 Haushalte und helfen uns auf unserem Weg zur Klimaneutralität bis 2040. Bayern ist Nummer 1 bei Fotovoltaik, Wasserkraft, Biomasse und Geothermie – und auch beim Wind legen wir kräftig zu. Wir öffnen unsere Staatswälder für neue Anlagen. Unser Ziel in den nächsten Jahren sind 1000 zusätzliche Windräder, bis zu 350 sind bereits in Planung. Mit einer Milliarde Euro investieren wir mehr als jedes andere Land in den Klimaschutz. Unsere Schöpfung und die Zukunft unserer Kinder sind es uns wert.“

Aiwanger und Söder als Vollstrecker der GRÜNEN Windkraft-Agenda

Es muss daran erinnert werden, dass die bayerische Staatsregierung gegen die auch verfassungsrechtlich fragwürdigen Windkraft-Ermöglichen-Gesetze der Ampel-Regierung, insbesondere das „Windkraft-Osterpaket“ aus 2022 zur abstrakten Normenkontrolle berechtigt war und ist. Es wurden schon wegen weit geringeren Anlässen Bund-Länder-Streitverfahren vor dem BVerfG ausgetragen. Bis heute fehlt eine höchstrichterliche Prüfung der Verfassungsmäßigkeit des Handelns der Ampel in Sachen erzwungener Durchsetzung der Windkraft.

Aiwanger und Söder sind mit ihrem Kurs ganz offensichtlich zu willfährigen Ausführenden und Handlangern der GRÜNEN Windkraft-Agenda und speziell des Windradministers Habeck (so tituliert der SPIEGEL am 03.12.2021) geworden. Nach Aiwangers jahrelanger Agitation ist dies keine Überraschung. Wenn sich nun die bayerische Exekutive von Staatsregierung bis hinunter auf die Landkreisebene auf die Vorgaben der GRÜN-dominierten Bundesregierung zur Windkraft-Planwirtschaft berufen, wenn Flächenziele für die Windkraft brachial in Bayerns letzten Vorzugslandschaften durchgesetzt werden, wird die Doppelmoral der angeblichen Heimatverbundenheit beider Parteigrößen am Ausliefern der Wälder offensichtlich.

Söder und Aiwanger haben – von GRÜNEN, SPD, Linken und der FDP, den Medien und einer ganzen Riege von windkraft-pushenden Umweltverbänden vor sich hergetrieben – am Grab der 10-H-Regel mitgeschaufelt. 10-H jedoch war die einzige Windkraft-Abstand-Regelung zur Wohnbebauung in ganz Deutschland, die planenden Kommunen die nötige Entscheidungsfreiheit gegeben hatte, und so wenigstens ansatzweise die Rechte betroffener Bürger vor Ort im Gepäck hatte. Dass nun gerade die Forstpartie landauf landab zum Vorkämpfer für Windkraft im Wald wird, setzt der unheilvollen Entwicklung nicht nur in Bayern die fragwürdige Krone auf.

Auslieferung der Staatswälder – historische Abkehr vom Ethos der Förster als Waldhüter

Die in fast ganz Deutschland eingerissene, nur in Nuancen unterschiedlich vollzogene Auslieferung der Staatswälder an die Windkraftindustrie – überall mit dem erwähnten (Bund-Naturschutz-)Narrativ von der angeblichen Rettung der Wälder vor dem Klimawandel durch Windkraft scheinbegründet – darf mit Recht als Gleichnis und Menetekel der historischen Zeitenwende im Natur- und Artenschutz bezeichnet werden. Sie ist darüber hinaus Zeichen eines epochalen Niedergangs des Berufsstandes der Förster. Dabei wird es in der geschichtlichen Bewertung keine Rolle spielen, wie stark der forstliche Gesinnungswandel zur Windkraft politisch erzwungen war oder noch ist. Schließlich haben Forstbeamte ein Recht zur Remonstration. Aus Sicht des Naturschutzes hätte anlässlich der sich lange abzeichnenden Folgen der Auslieferung der Staatswälder an die Windkraftindustrie in Bayern wie auch in anderen Bundesländern sogar die Pflicht zur Remonstration bestanden. Der Verdacht liegt nahe, dass die Pachteinnahmen unter den Windkraftmonstern mehr wiegen als der Schutz von Wasser, Boden und Waldnatur.

Das nach dem faktischem Aus der 10-H-Regel eintretende Handeln der Staatsregierung müsste doch wenigstens die bisher einseitig pro Windkraft agierenden Umweltverbände alarmieren. Es scheint kein Umdenken möglich bei den Chef-Einpeitschern Richard Mergner, Bund Naturschutz am 20.01.2022 im „Merkur“: „Wir brauchen 10000 Windräder…pro 1500 Einwohner in Bayern ein Windrad… oder eben 120 Windräder je Landkreis“. Und so ist es nicht überraschend und gleichzeitig für den Natur- und Artenschutz besorgniserregend, dass ein Großteil der Windindustriegebiete in Bayern im Wald, und zwar im Staatswald entstehen werden. Das Windkraft-Kartell ist sich einig. Die Entwicklung lässt sich kaum mehr aufhalten.

Lesart der Staatsforsten: „Windkraft gehört zur Waldenergie – Eingriff durch eine Windkraftanlage im Wald ist minimal“

Das denkwürdige Gruppenbild am Eschlberg in Mehring zeigt neben dem verantwortlichen Staatsforstbetriebsleiter Dr. Utschig den besonders diensteifrigen Verfechter der Windkraft in den bayerischen Staatsforsten Rainer Droste. Nichts ist an solcher Teilnahme von ungefähr. Im Juli 2023 erscheint unter dem Titel „Waldenergie“ ein ans Unbegreifliche grenzendes Dokument der forstlichen Windenergiewende in Form einer Broschüre. Sie ist verpackt (oder getarnt?) als Lobgesang auf die – den Profiten der Staatsforsten „dienenden“ – wunderbaren Leistungen des Waldes. Dort hat Rainer Droste in einem Interview (S.14 bis 16) hinterlegt, was den alarmierenden Gesinnungswandel kennzeichnet. Jedem kritischen naturliebenden Menschen sei die Lektüre ans Herz gelegt.

Die dem Droste-Interview beigestellte Schlagzeile „Der Eingriff durch eine Windkraftanlage im Wald ist minimal“ gibt die Richtung vor. Beschämend ist nicht nur das Foto eines (noch) eng verschlungenen Waldweges mit folgender Legende: „Das Netz an Waldwegen, die mit Holztransportern befahren werden können, ist groß und steht auch für die Anlieferung von Windrädern zur Verfügung. So braucht es dafür keine spezielle Infrastruktur.“ Keine spezielle Infrastruktur? Immerhin erwähnt Droste bei der verharmlosend dargestellten Dauerrodungsfläche noch den geschotterten Stellplatz für Kräne. Zu den Abertausenden Tonnen Beton, zu den Wasser und Boden gefährdenden Betrieb- und Fremdstoffen der Windindustrieanlagen kein Wort. Es wirkt verlogen, wenn in derselben Broschüre einige Seiten weiter ein Artikel „Warum man den Boden nicht mit Füßen treten sollte“ untergebracht ist. Überflüssig zu erwähnen, jedoch bemerkenswert. Gleich nach dem Droste-Interview folgt der Artikel „Wind of Change“, in dem für den Bau von Windkraftkolossen aus Holz geworben wird (Auszug s.u.). Fledermäusen und Schwarzstörchen dürfte egal sein, ob Windkraft-Türme aus Holz oder Beton gefertigt sind.

Drostes Interview enthält übrigens kurz vor Schluss die an allen Stammtischen Deutschlands vernehmbare Totschlag-Parole wörtlich: „Irgendwoher muss die Energie schließlich kommen.“

Der Schluss des erwähnten „Wind of Change“-Beitrages der Staatsforsten-Broschüre bringt das neue Windkraft-Förster-Selbstverständnis dann auf den Punkt; nicht nur bei den Pachteinnahmen (niemand stört sich seit Jahren an Innengeschäften des Staates), sondern beim weiteren Einschlag von Holz winkt das große und windige Geschäft; Zitat: „(…) Eine andere Frage ist, ob genug Holz verfügbar sein wird, um flächendeckend Holztürme zu bauen. Und da kommen dann Akteure wie die Bayerischen Staatsforsten ins Spiel, die zudem derzeit zahlreiche Flächen für Standorte im Rahmen von wettbewerblicher Auswahlverfahren ausweisen. Wo würden Windräder aus Holz passender stehen – wenn nicht im Wald? „Wir haben sowohl das Holz als auch die Flächen und stehen der Windkraft sehr positiv gegenüber“, sagt Bernd Vetter, der das Thema Windkraft bei den Staatsforsten verantwortet. „Daher sind wir absolut offen, wenn Entwickler und Investoren an unseren Auswahlverfahren teilnehmen, um ein erstes Projekt im bayerischen Staatswald zu starten.“(…)“

Viele Widersprüchlichkeiten und Negativ-Auswirkungen anlässlich der organisierten, politisch erzwungenen Waldvernichtung für Windkraft in ganz Deutschland sind vielerorts genügend kommuniziert. Es sei an dieser Stelle wiederholt: Die Geschichte des Naturschutzes vergisst nichts. Die mit viel politischem Druck und fortgesetzter Propaganda begleiteten Bürgerentscheide mögen bei entsprechendem, gewünschtem Ausgang als Freifahrtscheine für das Eindringen der Windkraftindustrie in die Wälder gedeutet werden. Die historische Versündigung an Wald und Landschaft bleibt ein Fanal für den Untergang unserer Heimatnatur. Die Verantwortlichen sind immerhin bekannt.

Nicht nur der Altöttinger und Burghauser Forst ist von Windkraftplänen der Staatsforsten betroffen. Zwei herausragende Beispiele

1) Lalling, Vorderer Bayerischer Wald

Fotos: Wolfgang Epple. Lalling im Vorderen Bayerischen Wald. Der Eingriff in die einzigartig schöne Vorzugslandschaft und die wertvollen Wälder kann kaum schwerer gedacht werden. Auf dem Ranzingerberg (rechter Höhenzug im Bild) sind voraussichtlich 11 WEA, auf dem Leopoldshochwald (linker Höhenzug hinter dem Kirchturm) wohl vier  (noch nicht feststehend) WEA geplant. Auf dem Leopoldshochwald sind die BaySF die treibende Kraft…

 

2) Ebersberger Forst bei München

Die Bilder entstanden am 5. September 2021 im Ebersberger Forst. Fotos: Wolfgang Epple

Die Geschichte der Windkraftplanung im Ebersberger Forst bei München und eine alternative Naturschutz-Vision für diesen größten zusammenhängenden Wald im bayerischen Flachland  finden Sie auf meiner Webseite.

*Aktualisierung  29.Januar 2024:

Der Versuch der sogenannten Leitmedien “Süddeutsche Zeitung” (Artikel von Jan Schmidbauer vom 27. Januar 2024) und BR (in der Sendung “quer”), den sachlichen und fundierten Einspruch gegen die Entwertung des heimatlichen Waldes zu diskreditieren, ist fehlgeschlagen. Am 28. Januar muss die in der Sache notorisch einseitig berichtende SZ eine dpa-Meldung veröffentlichen: Die Mehringer Bürger haben mit hoher Wahlbeteiligung das Windindustriegebiet im Wald abgelehnt. Mit einem überwältigend eindeutigen Votum. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht eine noch unsachlichere “Berichterstattung” auslöst. Offensichtlich sind es die Menschen vor Ort leid, in die Ecke von “Nazis”, “Reichsbürgern”, “Verschwörungungstheoretikern” oder “Schwurblern” gestellt zu werden, wenn sie sich gegen natur- und menschenverachtende Auswüchse der Energiewende zur Wehr setzen. Sie haben ein klares Zeichen für Meinungsfreiheit in einer lebendigen und wehrhaften Demokratie gesetzt. Danke!  Wolfgang Epple

7 Gedanken zu „Windkraft-Boom in Bayerns Staatswäldern – Zeitenwende und Zeichen für das Ende des Förster-Ethos“

  1. Man muss sich folgenden Fakt vor Augen halten.
    Wacker-Chemie plädiert seit vielen Jahren für Strom der nicht mehr als 4 CentkWh kosten darf wegen des int Wetttbewerbs.
    Der Strom aus AKW hätte das liefern können. Aber die wurden abgeschaltet.
    Die kommenden Windanlagen bekommen nun EEG-Subventionen von ca 11,5 CentkWh.
    Wie also soll dieser Strom Wacker-Chemie helfen. Warum sollte der Betreiber der Windanlagen weniger als die ihm garantierten 11,5 CentkWh verlangen.
    Wer zahlt in den nächsten 20 Jahren die Differenz zwischen den 11,5 CentkWh und den 4 CentkWh die Wacker-Chemie erwartet. Das sind angesichts des Strombedarf von Wacker mehrerer hundert Millionen Euro.
    Und der Clou:
    Wegen des Doppelvermarktungsverbots darf der Strom von EEG-subventionierten Windanlagen nicht als “grüner” Strom beworben, bezeichnet oder verwendet werden.
    Und jetzt?

  2. Danke für diese Ergänzung aus wirtschaftlicher Sicht.
    Hinzuzufügen ist, dass die Fragwürdigkeit des Windindustriegebietes nicht nur eine Sache des Strompreises ist, sondern auch der Verfügbarkeit. Interessanterweise scheinen die Vertreter der energiehungrigen Industrie und die Windkraft-pushenden Politiker und die unkritisch berichtenden Medien die Volatilität des Windstroms nicht zu berücksichtigen. Zu vielen Zeitpunkten wird der Strom aus dem Windindustriegebiet im benachbarten Forst für Wacker-Chemie schlicht nicht zur Verfügung stehen. Die Utopie einer “dezentralen” Energieversorgung mag für PV-Strom vom Hausdach ansatzweise durchgehen. Die energieintensive Industrie vor Ort wird an vielen Tagen jedoch auf Kraftwerksstrom angewiesen sein. Da helfen übers Jahr verteilte Brutto-Strom-Berechnungen nicht.

    Selbst Windradminister Habeck räumt inzwischen den Backup-Bedarf für die Versorgungssicherheit ein.
    Stichwort: Kraftwerksstrategie…Aufgegriffen habe ich das bemerkenswerte Eingeständnis in meinem letzten Vortrag; hier: https://wolfgangepplenaturschutzundethik.de/?p=6527

    Selbst diese rein wirtschaftlichen Überlegungen müssten aus Sicht des ganzheitlichen Naturschutzes gerade dazu führen, nicht die Wälder für eine Energieerzeugungsform zu opfern, die noch nicht einmal ansatzweise in absehbarer Zeit Versorgungssicherheit gewährleistet.

  3. Förster nannte man einst Waldhüter, nun machen sie sich zu Handlangern der Waldverwüstung. Walderholung, gar Waldbaden unter Rotoren – was für ein Widersinn!

  4. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Argumente die gegen die Verhunzung des Waldes sprechen. Diese Wolkenkuckucksheimluftschlossbauer werden mit dieser überteuerten Stromerzeugung den Industriestandort Deutsc hland in den Ruin treiben. Die Arbeitslosen werden mit Sicherheit mehr werden. Ich weiß, daß ich nurwenige Möglichkeiten habe mich gegen diesen Unsinn zu wehren.
    Die erste Konsequenz meinerseits ist meinen Urlaub demnächst in Südtirol und nicht in Bayern zu verbringen.
    Hintergrund warum die Parteien plötzlich alle auf diesen Zug springen sind die erwartet öffentlich rechtlichen Gesellschaften die entstehen werden, wo die Politikergilde wieder ihre Aufsichtsratmitglieder und Vorstandsvorsitzenden implememtieren kann um für wenige Sitzungen im Jahr heiss abkassieren zu können.
    Und wer bezahlts am Schluss ? – der dumme uninformierte Bürger.

  5. Man lese hierzu tunlichst auch Die Dritte Seite der Süddeutschen Zeitung v. 27. Januar, den ganzseitigen Bericht von Jan Schmidbauer: “Wenn der Wind dreht. Über den Hunger nach Energie und das Gift der Verschwörungsideologen”. Gegner des größten Windparks in Bayerns Staatswäldern sind vorwiegend AfD-Sympathisanten und Reichsbürger.

    1. Lieber Herr Hockenjos,

      mit Ihrem letzten Satz sprechen Sie eine Gefahr an, die unsere Gesellschaft allmählich zu zerreissen beginnt. In Deutschland ist man nicht mehr bereit und in der Lage, andersdenkende Menschen zu respektieren. Es herrscht eine Tendenz zum Schwarz-Weiß-Denken, Gut oder Schlecht, Richtig oder Falsch. Ohne die Medien pauschal kritisieren zu wollen, muss ich leider feststellen, dass insbesondere die sogenannten Leitmedien, wie die SZ oder der Bayerische Rundfunk, sich dieser Art der Diskreditierung angeschlossen haben.

      Die schreckliche und wöchentlich zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft und die Stärkung der linken und rechten Ränder zeigt, wohin dies führen kann. Diese Entwicklung bereitet mir nicht nur als Bürger dieses Landes, sondern auch als Natur- und Waldschützer größte Sorgen.

  6. Lieber Herr Dr. Wolfgang Epple,
    vielen Dank für Ihren hervorragenden Artikel. Mir macht die großflächige Öffnung des Waldes große Sorgen. Nicht verstehen kann ich, wie dieser Eingriff von Seiten der Staatsforsten sowie auch von Naturschutzverbänden schön geredet wird.
    Auch auf die Nähe zum Naturschutzgebiet “Untere Alz” wird kaum Rücksicht genommen. Etwas entfernt befindet sich auch das Europareservat “unterer Inn” (Beginn Haiming Salzachmündung) mit einem großen Vogelschutzgebiet.
    Ich bin aus Altötting, hier geboren und seit meiner Kindheit dem Wald hier sehr verbunden. Ich arbeite in der Natur und engagiere mich schon lange im Naturschutz. Gerade bin ich unglaublich enttäuscht, was hier abgeht.
    Ich versuche aus ökologischer Sicht aufzuklären und zu unterstützen.
    Auch die Spaltung der Menschen ist wirklich traurig. Und nicht jeder traut sich etwas dagegen zu sagen, auch wenn er gerne würde … aus verschiedenen Gründen.

    Liebe Grüße aus Altötting,
    Daniela Maria

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