Eine scheinbar dumme Frage. Ist doch jedem klar, Luchse laufen und Schreiadler fliegen. Es gibt jedoch eine grundlegende Unterscheidung der beiden sehr seltenen und gefährdeten Arten: Die höchst unterschiedliche “Wahrnehmungs- und Empörungsintensität” bei den durch Menschen verursachten Tötungsdelikten.
Der Luchs gilt in der Bundesrepublik als stark gefährdet. Eine gnadenlose Verfolgung durch einzelne, kriminelle Jäger lassen eine erfolgreiche Wiederbesiedelung geeigneter Landschaften nicht zu. Seine Population stagniert oder nimmt bereits wieder ab. Erst im Mai diesen Jahres wurden mindestens zwei Luchse Opfer unbekannter Täter. Vier abgetrennte Pfoten wurden in der Nähe einer Fotofalle eines Luchs-Forschungsprojekts bei Cham im Bayerischen Wald demonstrativ abgelegt und von einem Experten gefunden. Die Empörung über diese abscheuliche Tat war bayernweit zu Recht enorm. Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz waren außer sich. Selbst die bayerischen Grünen forderten eine „Spezialermittlungseinheit des Landeskriminalamtes für besonders schwere Umweltdelikte.“ Neben dem LKA solle auch das Umweltministerium eine „Stabsstelle für Umweltkriminalität“ einrichten. „Wir müssen per Landtagsbeschluss deutlich machen, dass Umweltkriminalität nicht toleriert wird“ erklärte der Grünen Abgeordnete Markus Ganserer.
Nun zum Schreiadler: Seine Situation in Deutschland ist noch dramatischer als die des Luchses: Er gilt als unmittelbar vom Aussterben bedroht. In Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen gelten Schreiadler bereits als ausgestorben. Die Entwässerung von Feuchtgebieten, eine Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und insbesondere der Bau von Windrädern führen zu einem starken Rückgang der deutschen Population. Jährlich fallen Schreiadler Windrädern zum Opfer. Sie werden entweder sofort durch die Rotoren erschlagen oder verenden kläglich an ihren schweren Verletzungen.
Wo bleibt die Empörung?
Leider Fehlanzeige! Verluste durch Windräder gelten als bedauerliche Kollateralschäden, die man für „Ökostrom“ und zur Rettung des Klimas hinnehmen müsse. Die Energiewende sei “alternativlos”, sagt man uns. Man müsse sich entscheiden, entweder für Windräder oder für Atomkraft. Durch den Straßenverkehr würden auch viele Vögel sterben, so die peinlichen und dummen Verlautbarungen der Grünen und der großen Empörungs-, pardon, der Umwelt- und Naturschutzverbände.
Link zu einer lettischen Schreiadler-Webcam. Faszinierende Livebilder mit Ton:
https://pontu.eenet.ee/player/juras-erglis.html
Ausgerechnet Grüne, Bund Naturschutz und LBV fordern gegen Umweltkriminalität vorzugehen. Diese Partei und die genannten Verbände sollten erst einmal ihre Position zur zigtausendfachen Tötung von Großvögeln und Fledermäusen durch Windkraftanlagen überdenken. Kollisionsopfer werden zynisch als Kollateralschaden bezeichnet. Die Betreiber solcher Vogelmordmaschinen müssen allerdings hohe Ausgleichzahlungen leisten, von denen auch BN und LBV als Maßnahmenträger für ihre Projekte profitieren. Ob sich wohl die Meinung von BN und LBV in Sachen Luchs ändern würde, wenn deren Abschuss einfach mit ähnlichen Ausgleichsgeldern belegt würde? Naturschutz ist für solch scheinheilige (Naturschutz)Verbände leider nur eine Frage des Geldes geworden 🙁
“Man muss die Natur vor den Naturschützern schützen” (Erik Zimen, Verhaltensforscher & Dokumentarfilmer)