Fichte ade

Sie packt es einfach nicht mehr und verabschiedet sich langsam aus weiten Teilen Deutschlands: Die Gemeine Rotfichte (Picea abies). Jahrzehntelang galt sie als Brotbaum der Waldbesitzer.  Kälte und Frost machen ihr wenig aus. Das heimische Wild verbeißt ihre stacheligen Nadeln kaum. Bereits im Alter von nur achtzig Jahren kann sie als Bauholz zu ordentlichen Preisen vermarktet werden. Kurzum: Sie ist – oder vielmehr war – der ideale Baum der modernen Forstwirtschaft.

Allmählich scheint die Fichte jedoch vor den immer trockener werdenden Sommern und gehäuften Hitzewellen schlapp zu machen. Viele Wälder gleichen einem Schweizer Käse. Sie sind mit größeren und kleineren Kahlflächen durchlöchert. Der ehemals hoch geschätzte Nadelbaum wird zum Opfer der gefräßigen Borkenkäfer.

Die Borkenkäfer haben ganze Arbeit geleistet. Flächig abgestorbener Wald in Ostbayern.
Die Borkenkäfer haben ganze Arbeit geleistet. Flächig abgestorbener Wald in Ostbayern.

 

Die Fichte war nie in weiten Teilen Deutschlands heimisch. Sie stammt aus den niederschlagsreichen kühlen Gebirgslagen und den nordischen Länder Europas und Russlands. Erst ab etwa 800 Liter Niederschlag pro Jahr und Quadratmeter fühlt sie sich einigermaßen wohl. Sie mag auch keine heißen Sommer mit tropischen Nächten. In Deutschland konnte sie sich etwa ab dem 18. Jahrhundert etablieren. Das Klima war zur damaligen Zeit recht kühl und atlantisch geprägt. Die Wälder wurden durch den Menschen seit dem Mittelalter übernutzt und ausgeplündert. Die Fichte musste die riesigen Blößen füllen, um die enorme Holznot der Bevölkerung zu decken – was ihr auch lange wirklich gut gelang.

Ihre Zeit geht in vielen Teilen unseres Landes langsam zu Ende. Glücklich schätzen dürfen sich Waldbesitzer, die bereits vor Jahren den Umbau ihres Besitzes in widerstandsfähige reich strukturierte Mischwälder mit Buchen, Ahorn, Linden und anderen Arten einleiteten. Pech für die Forstbetriebe, die trotz jahrelanger Warnungen vor den Klimaveränderungen unverdrossen auf den scheinbaren Brotbaum setzten.

Abschließend zu ihrer Beruhigung: Das Verschwinden der Fichte ist kein großer ökologischer Schaden, vielmehr eine Chance, artenreiche Mischwälder neu zu begründen. Den einen oder anderen stärkeren „Käferbaum“ sollte man unbedingt stehen lassen. Als Totholz bietet auch eine Fichte vielen Tier und Pilzarten wertvollen Lebensraum.

Zum Autor

Johannes Bradtka ist ehrenamtlicher Vorsitzender des VLAB und Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Freising-Weihenstephan, Fakultät Wald & Forst.

Ein Gedanke zu „Fichte ade“

  1. Der Mischwald Chance für die Nadelhölzer
    ” Dem Mischwald ” gehöhrt die Zukunft, so lautet eine Schrift von Wilhelm Münker dem Mitbegründer des Deutschen Jugengd Herbergswerk. Was Wilhelm Münker da geschrieben
    hat war vor ca Jahren. Nur es wollte keiner so richtigt wahrhaben. Bis ein neuer Mischwald entsteht vergehen
    ca. 150 – 200 Jahre. Ersta neue Ansätze sind vorhanden in der Forstwirtschaft. Nur man muss geduld haben und den Wald pflegen Natur und Landschfatsführer

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