Die Takatuka-Koalition

Der Öko-Populismus der ÖDP: Übergabe von Unterstützerunterschriften für das Volksbegehren “Rettet die Bienen”.

In Bayern geht der Wahlkampf für die „Schicksalswahl“ am Sonntag in die Endphase und es scheint nicht mehr völlig ausgeschlossen, dass die Grünen den künftigen Ministerpräsidenten stellen, als stärkste Partei vielleicht gar einer Sechserkoalition aus Grünen,  SPD, FDP, Linken, Freien Wählern und der ÖDP. Irgendein prägnanter Begriff müsste dafür erst noch gefunden  werden, vielleicht „Kunterbunt“- oder  „Takatuka“-Koalition, so was. Ausgerechnet in Bayern, das wär eine Gaudi!

Umweltthemen spielen vor allem in München, Bundeshauptstadt besserverdienender Pseudo-Ökos,  natürlich eine Hauptrolle im Wahlkampf. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) beispielsweise, die etwas katholischere und bürgerlichere Variante der Grünen, hat ein Plakat aufgehängt, das eine offenbar jüngst verstorbene Honigbiene zeigt und textet dazu: „Wir erleben das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier“.

Also, um das fleißige Insekt tut es mir ehrlich leid, das muss nicht sein. Was die Dinos betrifft: Ich glaube, es ist weniger gefährlich, ab und zu beim Zwetschgendatschi-Essen von einer Wespe gestochen zu werden, als wenn einem beim Hundespaziergang im Englischen Garten ein Tyrannosaurus Rex über den Weg läuft. Insofern bin ich ganz froh, dass die Viecher ausgestorben sind. Mit Datschi würden die sich nicht zufrieden geben.

In Zeiten von „Jurassic Park“ waren Dinos mal groß in Mode. Und auch Ökologisches unterliegt markanten Trends. Oft geht es dabei um Themen, die sich gut „emotionalisieren“ lassen, um Leser zu gewinnen, Wähler zu ködern oder Spenden einzusammeln. Stichwort: Eisbär auf der Scholle! Auch das Waldsterben war mal so ein In-Thema: Der Deutsche Wald in Gefahr, das zog, jedenfalls vor dreißig Jahren. Heute würden die Kämpfer für den Deutschen (!) Wald wohl vom Verfassungsschutz beobachtet.

Solche Modethemen poppen schnell auf, werden dann ein paar Monate „gespielt“, wie es so schön marketingmäßig heißt, und verschwinden wieder in der Versenkung, um einem neuen Trend Platz zu machen. So ging es etwa mit der Lebensmittelverschwendung, die dem Bienen-, respektive Insektensterben weichen musste, bevor sich das Mikroplastik breit machte. Insofern ist die ÖDP mit ihrem Biene Maja-Abgesang ein bisschen hinter dem Trend. Aber ein paar Stimmen von Hobbyimkern in München-Schwabing wird man schon noch einheimsen.

Ich möchte jetzt keinesfalls so verstanden werden, dass ich die Brisanz ökologischer Probleme wie des Insektensterbens unterschätzen würde, obwohl ich den Eindruck hatte, dass es in diesem Sommer besonders viele Wespen gab und ich die Windschutzscheibe häufiger und intensiver als sonst von Insektenleichen reinigen musste. Aber das kann ein Zufallsbefund sein.

Besser, man hört auf  die Experten. Gerade las ich in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit dem Autor Andreas Segerer, Oberkonservator an der Zoologischen Staatssammlung München, der ein Buch mit dem Titel „Das große Insektensterben“ herausgebracht hat. Darin sagt er, dass die Dringlichkeit des Themas noch gar nicht erkannt worden sei. „Alle reden vom Klimawandel, aber das Insektensterben ist wesentlich brisanter.“

Das ist eine brisante These! Ich warte jetzt auf Leserbriefe, die Herrn Segerer vorhalten, dass er da leichtfertigerweise eine Katastrophe gegen die andere ausspiele, dass der Klimawandel viel schlimmer oder zumindest gleich schlimm sei wie das Insektensterben und dass die Lebensmittelverschwendung und das Mikroplastik und natürlich das noch lange nicht besiegte Waldsterben auch nicht unterschätzt werden dürften und dass es ja so etwa gebe wie kumulative Effekte, dass also eins zum anderen komme und dass…

Hoffen wir auf die Takatuka-Koalition mit ihren ganz eigenen, kumulativen Effekten. Es kann ja nur besser werden.

 

 

 

 

6 Gedanken zu „Die Takatuka-Koalition“

  1. Das Mehr an Insekten, das heuer zu beobachten war, lag laut Experten an dem langen und kalten Winter, da die Insekten bzw. ihre überwinternden Stadien dadurch weniger von Pilzkrankheiten etc. befallen wurden. Unabhängig davon ist es erschreckend, wie wenig an Schmetterlingen, Wildbienen usw. man noch sieht. Aber wenn man seit Jahrzehnten Intensivlandwirtschaft betreibt und in großem Stil Insektenvernichtungsmittel spritzt, muss man sich nicht wundern, wenn die Insekten vernichtet werden …
    Zusätzlich führen viele Leute auch noch privat, z. B. mit ihrem sommerlichen Lieblingsspielzeug Rasenmäher, einen Feldzug gegen die Natur. Wo sollen auf einem Rasen Insekten herkommen?
    Die ÖDP ist mit ihrem Volksbegehren Artenvielfalt die einzige Partei in Bayern, die sich ernsthaft des Themas annimmt und sie ist für mich allein schon deswegen deutlich wählbarer als die Grünen. Ich hoffe, diese Partei kommt endlich mal in den Landtag und ihr Volksbegehren im März wird ein Erfolg. Das hoffe ich für die Insekten und für uns alle. Und ich hoffe, das Monopol der Betonpartei wird ab dem kommenden Wahlsonntag dauerhaft gebrochen. Das wären schon mal zwei Schritte in die richtige Richtung.

  2. Das Programm der ÖDP ist in sich widersprüchlich. Welche Bereicherung diese Gruppierung bringen sollte außer Unterstützung für die sattsam bekannte Politik der Grünen ist mir schleierhaft. Seit dem Abgang Gruhls konnte die Partei kein Profil mehr gewinnen.

    1. Die ÖDP hat in Bayern auch das Rauchverbot durchgesetzt bzw. den Volksentscheid initiiert. Also ich finde, diese kleine Partei setzt durchaus Akzente und “reißt” was, im Gegensatz zu den größeren, die zwar viel reden, aber nichts ändern. (Ich bin kein Mitglied der ÖDP oder sonstwie politisch verbandelt, das möchte ich noch erwähnen.) Im Bundestag, um das noch zum Thema Artenschutz zu ergänzen, waren es übrigens nur die Linken, die sich als einzige Fraktion gegen eine Aufweichung der Artenschutzgesetzgebung – zugunsten von Windkraftanlagen auch in sensiblen Naturzonen, das war der Hintergrund der Gesetzesänderung – ausgesprochen haben. Die Grünen waren dafür, wie alle anderen auch. Schauerlich!

      1. Das glaube ich dann, wenn er sich mit der Windkraft und ihren schädlichen Auswirkungen auf Natur und Landschaft auf die gleiche Weise auseinandersetzt.

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