Aber hier steht ab 12 Jahre, sagte meine Buchhändlerin. Dann darf ich es schon lesen, antwortete ich und bestellte das Buch. Allerdings, ein Kinderbuch ist das sicher nicht. Dafür eine gekonnte Auswahl der Ergebnisse der Evolutionsforschung seit den Zeiten von Charles Darwin, meisterhaft ohne eitles Fachchinesisch geschrieben und von Johann Brandstetter liebevoll illustriert.
Es ist die Liebe zur Natur, die uns zum Artenschutz bringt. Warum Arten aussterben, wie neue entstehen, wie sie untereinander und mit ihrer unbelebten Umwelt wechselwirken und wie letztlich das Leben entstehen konnte und wohin die Reise geht, auch unsere eigene, das sind Fragen, die sich erst nach und nach einstellen. Für den Artenschutz sind sie jedoch fundamental. Und genau diese Fragen werden behandelt, immer an Beispielen, wie an uns Menschen, an Hunden und Katzen, an Vögeln, an Mikroorganismen, aber auch an Sprachen, Religionen und Gebräuchen. Wer zum Beispiel nur das Kapitel über die Entstehung des Menschen liest, versteht besser, warum es einerseits aufopfernde Liebe und andererseits unsägliche Grausamkeiten gibt, warum es so viele Sprachen und Dialekte gibt und warum – ganz aktuell – die Integration von Fremden hohe biologische Hürden überwinden muss. Reichholf nimmt seine Leser mit, auch bei schwierigen Themen. Besonders hat mir gefallen, dass er manche Gewohnheiten im Artenschutz hinterfragt, die innere Dynamik der Evolution betont und zum kritischen Nachdenken anregt.
Prof. Dr. Josef H. Reichholf lehrte über dreißig Jahre lang Naturschutz an der Technischen Universität München. Seine Sicht auf die Evolution der Arten orientiert sich an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Das passt nicht in das ideologisch dominierte Weltbild einiger Naturschutzfunktionäre. Ich bin sogar von einem Spitzenfunktionär des Bund Naturschutz in Bayern e. V. vor ihm gewarnt worden. Wer aber Ideologie vor Naturwissenschaft setzt, beschleunigt den Artenschwund, statt ihn zu bremsen.
Dr. Friedrich Buer, 16. September 2016
Reichholf hat viele Thesen aufgestellt. Als solche sollte man sie dann auch bitte betrachten.
MENSCHWERDUNG
Wachstumswahn und Profitstreben
Dominieren unser Leben.
Ein Mensch, wie stolz das klingt;
Der and’re Menschen nicht achtet,
Mitgeschöpfe grausam schlachtet;
Seinen Planeten in Not bringt.
Dass der Mensch zum Menschen werde,
Darauf wartet noch die Erde.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen