Der Bayerische Naturschutzfonds lehnte Anfang Mai den VLAB-Antrag zur finanziellen Förderung der Wiedereinbürgerung des Habichtskauzes in Nordostbayern mit fadenscheinigen Gründen ab. Restvorkommen des Habichtskauzes existieren gegenwärtig in Mitteleuropa nur noch in Tschechien, Österreich und dem Bayerischen Wald. Die Wiederansiedlung dieser Art in Nordbayern wird nicht nur ihr Aussterberisiko verringern, sondern auch den Genpool der Art deutlich verbessern.
In einer vor kurzem veröffentlichten Studie mit dem Titel „The effect of reintroductions on the genetic variability in Eurasian lynx populations: the cases of Bohemian–Bavarian and Vosges–Palatinian populations“ wird die Notwendigkeit und große Bedeutung regionaler Wiedereinbürgerungen zum Erhalt der Restpopulationen stark gefährdeter Tierarten am Beispiel des Luchses verdeutlicht.
Das Schicksal des Luchses ähnelt stark dem des Habichtskauzes: Der Eurasische Luchs war ursprünglich in ganz Europa verbreitet. Aktuell ist sein Vorkommen im Wesentlichen auf Schutzgebiete, beispielsweise die Nationalparks Bayerischer Wald und Harz, stark zusammengeschrumpft. Diese regionalen Kleinstvorkommen konnten sich bisher nur durch zusätzliche Wiederansiedelungen erhalten. Ihr Genpool ist stark eingeschränkt und bereits der Tod eines einzelnen Tieres erhöht das Aussterberisiko dramatisch.
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin, des Nationalparks Bayerischer Wald, der Polnischen Akademie der Wissenschaften und der Russischen Akademie der Wissenschaften beweisen mit einer Studie die enorme Bedeutung einer aktiven Wiederansiedlung, um langfristig überlebensfähige Populationen zu gewährleisten. Zusätzlich empfehlen Sie zur notwendigen Ausbreitung des Luchses eine Vernetzung der Waldlebensräume in Form von Wanderkorridoren.
Diese Studie bestätigt das VLAB-Vorhaben, den Habichtskauz in Nordostbayern wieder einzubürgern, um die äußerst fragilen Kleinstpopulationen in Tschechien, Österreich und im Bayerischen Wald untereinander zu vernetzen und um einen wichtigen künftigen Ausbreitungskorridor nach Sachsen und Thüringen zu schaffen.