Das war wirklich ein schönes Foto, das die ehrenwerte Süddeutsche Zeitung unlängst als Aufmacher in ihrem Feuilletonteil abgedruckt hat. Es zeigt zwei Windräder vor einem in allen Blau-, Rot- und Orangeschattierungen funkelnden Abend- oder Morgenhimmel. Richtig ästhetisch kommen da die Windmonster rüber, was sie ja manchmal auch sind, wenn sie nicht in Rudeln oder gleich zu Hunderten und Tausenden die Landschaften ruinieren. Auch ein Fernsehturm kann schön aussehen oder sogar eine Autobahnbrücke. Zumindest dann, wenn sie man sie als Einzelobjekte betrachtet.
Doch um Windkraft oder die Energiewende ging es gar nicht in dem Artikel, der mit diesem gelungenen Schnappschuss illustriert werden sollte. Es ging darin um etwas ganz anderes, nämlich die sogenannte “Identitäre Bewegung” und die AfD, also die von der Süddeutschen Zeitung immer wieder thematisierte “Bedrohung” von rechts. Diesmal schrieb der Feuilletonautor Andreas Zielcke unter der Überschrift “Der unflexible Mensch” über die “Widersprüche, die dem Ich heute abverlangt werden”. Der Erfolg der Rechten, so die Unterzeile, zeuge von “überforderter Identität”.
Die Fügung “überforderte Identität” ist semantisch etwas schief, aber seis drum. Kernthese des Artikels: Die “identitäre” bzw “rechte” Identität klammere sich fest am Alten, Überkommenen, sei für “konstruktive Politik” nicht zu haben, weil gänzlich auf Widerstand und Schutz reduziert. Außerdem neigten Identitäre zum “Paranoischen”, wie in der Bildunterschrift zu den beiden Windrädern zu lesen ist. Überall sähen sie “das Gift der Veränderung”. Dazu noch der erläuternde Hinweis: Windgeneratoren aus Brandenburg.
Der Subtext ist nicht schwer zu entschlüsseln: All jene in diesem Land, die die Energiewende und den massenhaften Bau von Windrädern nicht freudig akzeptieren und als Zeichen positiver Veränderungen bejubeln, sind im Grunde krank, sie leiden nämlich unter einem Verfolgunsgwahn. Dagegen hilft, wenn überhaupt, nur der Arzt, was Herr Zielcke so nicht schreibt, aber nahe liegt.
Das ist gemein, dumm oder beides. Noch mehr ärgern kann man sich über die ebenfalls unterschwellig transportierte Botschaft, dass der mittlerweile massenhafte, ganz Deutschland erfassende Protest insbesondere gegen die Windenergie an Land, ein Phänomen des rechten politischen Spektrums sei. Windkraftgegner als ewig Gestrige oder sogar verkappte Nazis, das will uns das schöne Bild eigentlich sagen.
Nicht nur der VLAB verwahrt sich regelmäßig gegen infame Versuche, das Engagement seiner Mitglieder gegen die unsägliche Windkraft-Invasion und die damit verbundene, grassierende Heimatzerstörung, mit der Nazikeule im Schnellverfahren zu delegitimieren. Auch VLAB-Ehrenpräsident Enoch zu Guttenberg hatte sich jüngst vehement gegen diese durchschaubare Strategie der Windkraft-Lobby und der mit ihr verbandelten Parteien und Medien gewandt. In einem Leserbrief zu dem in der Süddeutschen Zeitung erschienen Artikel “Die Braungrünen” heißt es:
“In oben genanntem Artikel werden mein Name und mein Engagement gegen die Windkraftindustrialisierung von Naturparks und Landschaftsschutzgebieten in Deutschland zitiert und damit ohne Abgrenzung in einen Zusammenhang mit der Leugnung des Klimawandels durch die AfD und deren Umweltpolitik gebracht. Außerdem sei ich ein typisches Beispiel für den Konflikt zwischen Umwelt- und Naturschutz. Ich verwahre mich mit Nachdruck gegen diese Diffamierung. Allein die Existenz einer rechtspopulistischen Partei wie der AfD ist aus meiner Sicht eine Katastrophe für Deutschland. Dass viele Bundesbürger Schnittmengen ihrer Sorgen und ihrer von der herrschenden Politik missachteten Bedürfnisse in den Programmen extremer linker und rechter Parteien wiederfinden, liegt zwar auf der Hand, ist aber vor allem ein fatales Versäumnis der etablierten demokratischen (Volks)-Parteien. Über die umstrittene sogenannte Energiewende nun einen Konflikt zwischen Umwelt- und Naturschutz herbeten zu wollen, ist unseriös und nicht intelligent, selbst wenn er von irgendwelchen Professoren unbedingt verortet und gesehen werden will. Umwelt- und Naturschutz bedingen einander und sind wie siamesische Zwillinge untrennbar aufeinander angewiesen.”
Also, liebe Windkraft- und Energiewende-Fans: Lasst bitte endlich die Nazikeule stecken! Lasst uns ernsthaft über die Folgen DIESER Energiewende für Heimat, Landschaft und Artenschutz diskutieren! Übrigens: Alternativlos ist nichts in einer Demokratie. Alternativlosigkeit gibt es nur in autoritären Systemen, egal ob rot oder braun.