Arrival of the Fittest – wie das Neue in die Welt kommt
Andreas Wagner, Deutsch aus dem Englischen, 413 Seiten, S. Fischer-Verlag Frankfurt a. Main, ISBN978-3-10-002427-5, 24,99 Euro
Charles Darwin zeigte, dass Arten sich ständig ändern und die gut angepassten von den besser angepassten ersetzt werden: Survival oft the Fittest. „The fittest“ heißt nicht der Stärkste, wie manche meinen, sondern der am besten Angepasste. Das ist das Fundament der Entwicklungstheorie. Doch wie entstehen diese Änderungen, wie entsteht das besser Angepasste. Arrival oft the Fittest – wie kommt das Neue in die Welt? „Innovationen drehen sich um neue Moleküle und die (chemischen) Reaktionen, die durch sie möglich werden“, schreibt Andreas Wagner. Dazu müssen wir uns mit Mikroorganismen befassen und in das Reich der Moleküle und Atome eintauchen, also in eine Welt, die nur mit den Methoden der Physik, Chemie, Molekularbiologie und Mathematik zu verstehen ist. Wir müssen mit gigantischen Zahlen rechnen und in Zeiträumen denken, die mit unseren Alltagserfahrungen nichts mehr gemein haben. Aber keine Angst. Das Buch ist zwar anspruchsvoll und fordernd. Doch dieser Aufwand wird reich belohnt, zumal Andreas Wagner ein brillanter Lehrer und Wissenschaftler ist. Endlich versteht man, wie das scheinbar Unmögliche eben doch möglich wird, ja sogar zwingend möglich werden muss. Endlich versteht man, wie so etwas Wunderbares wie unser Auge entstehen konnte und wie der Motor für die Dynamik der Lebewesen funktioniert. Wir werden an die Quellen der Artenvielfalt geführt. Dieses Buch ist ein intellektuelles Meisterwerk.
Eines spricht Andreas Wagner nicht direkt an. Doch für mich steht es zwischen den Zeilen und ist auch nicht neu, dafür exzellent begründet. Der Schutz der Artenvielfalt geht nur mit Mikroben, also mit Algen, Protozoen, Pilzen, Bakterien und Viren. Wir sehen sie nicht, sie stehen auf keiner Roten Liste und trotzdem geht ohne sie nichts. Schützen können wir sie nur, wenn wir ihre Lebensräume, also unsere Kulturlandschaft schützen. Der Habichtskauz braucht Mäuse, die brauchen den Wald, der prägt die Landschaft und seine Bäume wachsen nur mit Bakterien und Pilzen. Deshalb sind wir ein Verein für Landschafts- und Artenschutz.
Dr. Friedrich Buer, Landesbeirat VLAB