„Macht Euch die Erde untertan“

Über eine nachhaltige, sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung diskutierten vergangene Woche Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der evangelischen Akademie im Schloss Tutzing am Starnberger See.

Der Vorsitzende des VLAB, Johannes Bradtka, nahm an der Fachtagung teil und wurde gebeten, eine Dinner Speech unter dem Titel “Macht Euch die Erde untertan” zu halten.

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist mir als Naturschützer eine Ehre, heute Abend im Rahmen der Auftaktveranstaltung des Viva Europa Instituts einige Gedanken mit Ihnen zu teilen, die sich an das Thema dieser Fachtagung, fehlt Europa die Energie für eine stabile Zukunft, und an dem Spruch  “Macht euch die Erde untertan” aus dem 1. Buch Moses anlehnen.

“Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land”, so lautet einer der bekanntesten Verse aus dem 1. Buch Moses.

Dieser Vers wurde oft als Aufforderung verstanden, die Erde und ihre Ressourcen ungestüm zu nutzen und auszubeuten. Man muss kein Exeget des Alten Testaments sein, um zu wissen, dass das Gegenteil gemeint ist: Wir sollen unsere Ressourcen mit großer Verantwortung zum Wohle aller Menschen, ihrer Nachfahren und der Natur verantwortlich und nachhaltig nutzen.

Die Menschheit veränderte schon immer Umwelt und Natur. In Folge dessen sicherte sie sich nicht nur ihr Überleben, sondern schuf auch unbeabsichtigt neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Zwischenzeitlich haben wir jedoch den Kipppunkt im Landschafts- und Naturverbrauch überschritten. Der Mensch wurde zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen und atmosphärischen Prozesse unserer Erde. Wir leben im Zeitalter des Anthropozäns und verbrauchen bis es nichts mehr zu verbrauchen gibt.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen für mich als Naturschützer und Christen außerordentlich wichtigen Aspekt hinweisen, der bei Diskussionen über den Ausbau der Erneuerbaren Energien fast immer unerwähnt bleibt oder bewusst ignoriert  wird – der existentiell wichtige Natur- und Artenschutz. Der Verlust der Artenvielfalt gehört neben dem Klimawandel mit zu den größten Bedrohungen des 21. Jahrhunderts. Wir alle stehen in der großen Verantwortung, beim Ausbau der Erneuerbaren Energien nachhaltig zu planen, zu handeln und die Rechte der Natur zu bewahren. Leider ist das gegenwärtig nicht der Fall ist. Für die Energiewende werden Wälder kahlgeschlagen, Flächen überbaut und versiegelt,  Grundwasserströme verändert, das Mikroklima beeinträchtigt, und jährlich Hundertausende geschützte Vogel- und Fledermausarten und Myriaden von Insekten getötet. Mit der Energiewende möchten wir das Klima schützen, zerstören jedoch dadurch einen großen Teil der Biosphäre.

Wir alle müssen endlich realisieren, dass wir im Zeitalter des Anthropozäns nur noch eng begrenzte Ressourcen zur Verfügung haben und diese mit verwundbaren Lebewesen teilen. Deutschland ist eines der am dichtest besiedelten Länder der Welt. Ein Großteil der Landesfläche ist bereits biologisch verarmt und durch Verkehrswege, Siedlungs- und Industriegebiete, Agrarflächen sowie durch Wind-Industriegebiete und Solar-Freiflächenanlagen überbaut, versiegelt und zerschnitten.

Ich appelliere an Sie, meine Damen und Herren:  Setzen Sie sich für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft ein. Erneuerbare Energien schaden oft mehr, als sie nutzen. Nicht nur ökonomische Aspekte sind von Bedeutung, sondern auch der verantwortungsvolle, nachhaltige Umgang mit unserer Rest-Natur.

Ich begann mit dem Ersten Buch Moses und möchte mit dem Ersten Buch Moses (1:29) enden:

Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, anregende Gespräche und jetzt vor allen Dingen einen guten Appetit!

 

 

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