Archiv der Kategorie: Gesellschaftliche Verantwortung

Das Landschaftsbild – ein Lebenselixier

Ein Gastbeitrag von Prof. Werner Nohl  (Teil I)

Natur und Landschaft ästhetisch zu genießen, gehört für viele Menschen zu den schönen Dingen des Daseins. Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA wies schon 1998 in den sogenannten ‚Toblacher Thesen’, in denen sich umweltorientierte Wissenschaftler, Künstler und Politiker kritisch mit der jahrzehntelangen Vernachlässigung des Schönen in der Alltagswelt der Menschen auseinandersetzten, mit ungewöhnlicher Deutlichkeit darauf hin, dass „Landschaft mehr als nur Raum zum Nutzen und Besiedeln“ sei. Für sie war Schönheit ein „Lebensmittel“, und die „Wiedergeburt der Landschaft“ wurde von ihnen expressis verbis mit einer „Rückkehr der Schönheit“ in Verbindung gebracht (alle Zitate: CIPRA, 1998). Das Landschaftsbild – ein Lebenselixier weiterlesen

Zum dritten Todestag Enoch zu Guttenbergs

Mehr als eintausend Mal hat sich Georg Etscheits vor einem Jahr erschienene Biografie über den großen Dirigenten und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg bereits verkauft. Das Buch wurde von Medien in ganz Deutschland besprochen und gewinnt jetzt, wenn sich Guttenbergs Todestag am 15. Juni 2021 zum dritten Male jährt, noch einmal an Aktualität. Auch der Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) gedenkt seinem Mitgründer dieser Tage in Respekt und Dankbarkeit.

“Musik und Naturschutz lassen sich im Leben des 2018 verstorbenen Barons nicht trennen, darauf hebt Etscheit in seinem sorgfältig recherchierten, stets Anteil nehmenden, doch nie in Beweihräucherung verfallenden Porträt mit Nachdruck ab”, schrieb Lotte Thaler in der FAZ. Und bei Bayern 4 Klassik war zu hören: “Georg Etscheit schildert (…) sehr detailreich, aber auch mit Kritik, Humor und Distanz das Leben Enoch zu Guttenbergs. Zugleich gibt das Porträt in unterhaltsamem Stil einen interessanten Einblick in die vergangenen sieben Jahrzehnte deutscher Kulturgeschichte. Guttenbergs charismatische und vielfältige Persönlichkeit kommt zur Geltung, seinen Kritikern, die ihn gerne auf eine Rolle als reichen Unternehmer reduzieren wollten, wird durch dieses Buch das Wasser abgegraben.” Zum dritten Todestag Enoch zu Guttenbergs weiterlesen

Popsängerin Julia Neigel bietet Elon Musk die Stirn

Julia Neigel (54) ist eine der bekanntesten deutschen Pop/Rocksängerinnen und Songschreiberinnen. Sie schrieb Hits wie „Schatten an der Wand“, „Freiheit die ich meine“ für Peter Maffay und „Hoffnung“, ihre neue Single, tourt regelmäßig durch Deutschland und verkaufte bisher mehr als zwei Millionen Alben. Im August kommt nach einer längeren Pause ihr neues Album „Ehrensache“ heraus. Die Künstlerin engagiert sich seit Beginn ihrer Karriere für soziale und karitative Zwecke und seit kurzem auch für den Naturschutz. Im Watchblog-Exklusivinterview erläutert sie, warum sie VLAB-Mitglied geworden ist, warum sie sich intensiv mit dem Genehmigungsverfahren der geplanten Tesla-Fabrik in Brandenburg auseinandersetze und diese dort verhindern will – und wie sie mit den Vorwürfen von Elon Musk-Jüngern umgeht.

 Frage: Frau Neigel, wie kamen Sie in Kontakt mit dem VLAB?

Neigel: Ich habe Freunde in Brandenburg, mit denen ich auch Musik mache. Über diese erfuhr ich von den Wasserproblemen vor Ort, den Protest eines Wasserwerkes bezüglich eines Waldgebietes, welches einer Firma weichen soll und von der Klage des VLAB gegen das Land Brandenburg im Fall der Rodungen für den geplanten Bau der Fabrik in Grünheide. Ich habe mir das Gebiet deshalb genau angesehen. So wurde ich auf den Verein aufmerksam. Ich fand es richtig, mutig und gut, dass der VLAB sofort gehandelt hat.  Das war vorbildlicher Naturschutz. Popsängerin Julia Neigel bietet Elon Musk die Stirn weiterlesen

Die Heimat lebenswert machen

Gastbeitrag von Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg anlässlich des 50 jährigen Bestehens des Naturpark Steinwald.

Gurgelnde Bäche, geheimnisvolle Felsen, alte, auch tote Bäume, große und kleine Teiche – das und vieles mehr finden Sie im Naturpark Steinwald. Solche Juwele halbwegs intakter Natur kommen in unserer dicht besiedelten und von Menschen gestalteten Kulturlandschaft nicht mehr oft vor. Schutz durch behutsame Nutzung ist die Devise. Gegenseitige Rücksichtnahme statt egoistischer Ausbeutung. Die Heimat lebenswert machen weiterlesen

Mir reichts, liebe Apokalyptiker

 

Ich habe sie auch lange Zeit ersehnt, die große Krise, die die Menschen dazu zwingt, endlich das Ruder herumzuwerfen. Doch jetzt, wo sie da ist,  die Katastrophe, vergeht mir die Lust am apokalyptischen Räsonieren.

“Das Grauen, das Grauen“, raunt Marlon Brando alias Oberst Kurtz, ein durchgeknallter US-Militär, der im vietnamesischen Urwald eine surrealistische Gewaltherrschaft über desertierte Soldaten und Angehörige einheimischer Bergvölker aufgebaut hat und jetzt von einem Kommando der US-Army zur Strecke gebracht werden soll. Es ist eine Schlüsselszene aus Francis Ford Coppolas Antikriegs-Thriller „Apokalypse now“ von 1979. Vierzig Jahre später haben wir sie nun die Megakrise, zumindest bahnt sich etwas an, das diese Züge trägt.

„Das Grauen“, schießt es mir manchmal durch den Kopf, wenn die Menschen auf der Straße einen großen Bogen um sich machen, wenn man beim scheuen Miteinander-Kommunizieren im Social-Distancing-Modus nur noch daran denkt, dass man sich jetzt vielleicht eine Tröpfcheninfektion einfangen könnte. Wenn die Medien nur noch ein Thema kennen, wenn man morgens mit Corona aufsteht und abends mit dem Virus zu Bett geht, auch wenn man ihn vielleicht noch gar nicht hat. Und wenn man darüber nachdenkt, dass das womöglich erst der Anfang ist. Denn vieles spricht dafür, dass uns die „Maßnahmen“ ziemlich lange erhalten bleiben und uns die größte Wirtschaftskrise seit dem „schwarzen Freitag“ im Jahre 1929 bevorsteht. Mir reichts, liebe Apokalyptiker weiterlesen

Glosse: Zurück zum Arschwurz?

Nicht nur der Aufstieg des Klopapiers zum ikonischen Produkt der Coronakrise ist bemerkenswert. Mit Erstaunen liest man derzeit auch Berichte, wonach die Emissionen zurückgehen und Deutschland noch seine “Klimaziele” erreichen könne.  Dem Virus sei Dank. Gehts noch?

Nie war er so wertvoll wie heute, der Ökomarkt um die Ecke. Da gibt’s nämlich ein rares Gut, das sich gerade anschickt, zum ikonischen Produkt der Coronakrise zu werden: Klopapier. Allerdings kostet der Pack mit acht schneeweißen Rollen, dreilagig, markante fünf Euro, was sich nur besserverdienende Toilettenbenutzer leisten können und der Grund dafür sein könnte, warum im Normalosupermarkt und beim Discounter die Regale mit Hygieneartikeln blitzeblank leer geräumt sind. Kleiner Vorgeschmack auf die Schwarzmarktpreise, die uns ins Haus stehen, wenn Corona vielleicht mal vorbei ist, uns dafür aber die größte Wirtschaftskrise aller Zeiten beutelt. Glosse: Zurück zum Arschwurz? weiterlesen

Die Angst der Tiere vor Weihnachten, dem “Fest der Liebe“

Fleisch essen, ist so überflüssig wie ein Kropf. Aber gerade zu Weihnachten, dem „Fest der Liebe“, stopft man gigantische Mengen davon in sich hinein. Weltweit werden Milliarden Rinder, Schweine, Gänse, Hühner und andere sogenannte „Nutztiere“ für den „Gaumenschmaus“ des Menschen gemeuchelt. Angesichts all der Qualen, die Tieren bei Aufzucht, Transport und Schlachtung angetan wird, ist eine solche fleischliche Ernährungsweise heutzutage jedoch schlicht ein “no go” für aufgeklärte Menschen. Die Angst der Tiere vor Weihnachten, dem “Fest der Liebe“ weiterlesen

Lasst die Karre im Dorf!

Ich war und bin ein in der Wolle gefärbter SUV-Hasser. SUV? Das sind die Monsterautos mit den dicken Reifen und dem bullligen Kühlergrill, deren Beliebtheit beim automobilen Volk ungebrochen ist. Aber ich bin auch ein sozialer und mitfühlender Mensch. Und mittlerweile tun mir die SUV-Fahrer richtig leid. Die meisten haben sich so einen Panzer ja nicht gekauft, um die Leute zu ärgern oder Umwelt und Klima vorsätzlich zu schädigen, sondern, weil sie besser einsteigen können und man aus ihrem erhöht situierten Cockpit einen besseren Überblick über das Verkehrsgeschehen hat. Das schätzen, so liest man, vor allem ältere Menschen, die sich offenbar besonders oft einen SUV zulegen. Lasst die Karre im Dorf! weiterlesen

Ab und zu ein gutes Steak…

 

… oder ein Stück reifen Rohmilchkäses aus regionaler Produktion – das schmeckt gut und ist ein aktiver Beitrag zum Schutz unserer Kulturlandschaften.

Wir stecken noch ziemlich tief im Sommerloch. Das merkt man daran, dass Meldungen im Netz herumgeistern, wonach sich der Zustand der „Titanic“ dramatisch verschlechtert habe. Das hätten neue Bilder von dem legendären Wrack bestätigt, das irgendwo 3 800 Meter unter der Wasseroberfläche des Nordatlantiks ruht. „Besorgnis erregende Bilder“, „schockierender Anblick“ usw.. Ich dachte eigentlich, es sei normal, wenn sich ein überwiegend aus Stahl und Holz gebautes Schiff nach mehr als einem Jahrhundert in eisigem Salzwasser langsam auflöst. Der Luxusliner war ja nicht aus unkaputtbaren Karbonfasern gezimmert wie Gretas Jolle.

Aber darum geht es mir eigentlich nicht. Ich möchte vielmehr ein Bekenntnis ablegen: Ich habe gesündigt, schwer gesündigt. Und mir fällt es nicht leicht,  hier offen darüber zu sprechen. Ich habe seit langer Zeit wieder ein Steak gegessen, ja ein Stück schieren Fleisches vom Rind. 200 Gramm, auf dem Holzkohlengrill perfekt „medium“ gegart, dazu kurz angebratene mediterrane Gemüse, Kräuterbutter, ein paar aromatische Dips und Süßkartoffelpommes. Letztere sind gerade sehr en vogue, aber sie schmecken hervorragend. Wie das Steak, ein Genuss! Ab und zu ein gutes Steak… weiterlesen

Salzburger Klimagespräche

 

Auch die Salzburger Festspiele diskutieren übers Klima. Das Foto zeigt die österreichische Festspielmetropole bei Nacht mit hohem Energiebedarf.

Letztes Jahr hatte es bei den Salzburger Festspielen durchs Dach geregnet. Bei einem Konzert des russischen Meisterpianisten Grigori Sokolov begann es auf einmal, ins Auditorium des Großen Festspielhauses zu tropfen. Ich habe in dieser Kolumne darüber berichtet. Das Malheur, verursacht durch ein ungewöhnlich heftiges Gewitter mit Platzregen, war schnell behoben. Hernach sprach man davon, dass der Klimawandel nun wohl auch die Festspiele erreicht hätten, das größte und nobelste Musik- und Theaterfestival der Welt.

Dieses Jahr blieb es bislang glücklicherweise trocken, kein neuerlicher Wassereinbruch in den Spielstätten dämpfte die Festspielfreude. Sogar die „Jedermann“-Premiere konnte draußen auf dem Domplatz stattfinden, nachdem sie in den beiden Jahren zuvor wegen Regens ins Große Festspielhaus verlegt worden war. Und auf der Perner-Insel in Hallein, der Off-Spielstätte der Festspiele, musste das Dach der unklimatisierten alten Salzsiedehalle einmal nicht – wie bei längeren Hitzewellen unabdingbar – von der Feuerwehr mit Wasser gekühlt werden. Salzburger Klimagespräche weiterlesen